Alpen:Spannende Winterhotels für Familien

Den ganzen Tag auf der Piste verbringen, das reicht vielen längst nicht mehr. Diese Unterkünfte in den Alpen bieten Erwachsenen und Kindern auch sonst einiges.

Von SZ-Autoren

Dachsteinkönig, Gosautal, Österreich

Dachsteinkönig

Links zwölf Chalets, rechts 105 Familiensuiten, dazwischen eine Spielstraße: der Dachsteinkönig vor dem Hintergrund des Gosaukamms.

(Foto: Dachsteinkönig)

Alles auf Zucker: das Prinzip Familienhotel auf die Spitze getrieben

Die erste Attraktion gibt es gleich neben der Rezeption: ein Streichelgehege mit Zwergschafen und Ziegen, denen die Liebe der Kinder vor allem durch die Mägen geht. Die moppelig gefütterten Tiere werden immer wieder ausgewechselt und müssen dann eine Diät als Selbstversorger auf der Wiese eines Bauern machen, bevor sie ihren Dienst im Hotel Dachsteinkönig fortsetzen. Auch die Kinder geraten hier eher selten in einen unterzuckerten Zustand. Eine Milchbar mit Kakao und Tee zum Selberzapfen hat rund um die Uhr geöffnet, und nachmittags kämpfen die Eltern mit ihrem Nachwuchs um die Bedienungshoheit einer Softeis-Anlage mit Glasröhren voller bunter Schokosplitter zur Verzierung. "Topping" nennt sich der kalorienreiche Glitter, der wie die Kirsche auf der Sahnehaube noch einen draufsetzt auf die üppige Süßigkeit. Ein Prinzip, nach dem der Dachsteinkönig als Ganzes funktioniert: Er treibt das Konzept Familienhotel auf die Spitze.

Das Geheimnis eines gelungenen Urlaubs von Eltern mit Kindern ist, dass alle zusammen Zeit verbringen und dabei auch jeder für sich Spaß und Erholung findet. Dafür gibt es in diesem Leading Family Hotel & Resort einerseits Spiel-Bereiche auf 2000 Quadratmetern, unter anderem eine eigene Turnhalle, ein Kino und Theater, eine Hüpfburg und Trampoline, Bowling- und Kartbahnen sowie Pools mit Wasserrutschen wie in einem ausgewachsenen Erlebnisbad. Erwachsene andererseits bewegen sich sorglos zwischen Gourmetküche, Vinothek und Saunalandschaft, die professionelle Kinderbetreuung macht es möglich. Bereits ab dem siebten Lebenstag kann man sein Kind in Obhut geben. Dieses Angebot habe allerdings noch niemand genutzt, erklärt eine der ausgebildeten Erzieherinnen. Der Rest des Hotels ist dafür umso gefragter.

Das Haus ist gerade einmal so alt wie ein Großteil seiner wichtigsten Gäste: genau ein Jahr, in dem der Erfolg größer war als erwartet. "Bei der Eröffnung haben uns viele erfahrene Hoteliers noch belächelt", sagt der stellvertretende Hoteldirektor Mario Pabst, der mit seinen 28 Jahren sogar noch drei jünger ist als sein Chef Florian Mayer. Nach 130 000 Nächtigungen in diesem Jahr und einer durchschnittlichen Auslastung von 80 Prozent, an den Wochenenden mehr als 90 Prozent, ist der Respekt in der Branche groß. Dabei ist der Dachsteinkönig, der für rund 45 Millionen Euro ins Gosautal in Oberösterreich gebaut worden ist, direkt an den Lift zum Skigebiet Dachstein West, noch nicht einmal über Buchungsplattformen im Internet zu finden. Und der Aufenthalt hat durchaus seinen Preis. Doch gerade die teuerste Kategorie, die zwölf Chalets, die es neben 105 Familiensuiten zu buchen gibt, ist bei den Gästen besonders gefragt.

Außergewöhnlich ist auch die strikte Spezialisierung des Dachsteinkönigs. Anders als andere Kinderhotels wurde das Haus nicht irgendwann umgewidmet, sondern von Anfang an auf die Zielgruppe hin konzipiert - mit breiten Fluren für Kinderwägen und ohne Treppen beispielsweise. Ohne Kinder bekommt man kein Zimmer.

Trotz des Vier-Sterne-Superior-Komforts ist die Atmosphäre leger. Am Büffet - ein Kleinkind auf dem Arm und Flecken auf dem Hemd -, sind alle Gäste ziemlich gleich. Und wenn hier mal Pommes zum Nachbartisch rüberfliegen, kommt ein Lachen zurück. Auch das ist eine gewisse Form von Luxus.

Suite p. P. ab 210 Euro, Kinder ab 38 Euro, Verpflegung all-inclusive, www.dachsteinkoenig.at

Jochen Temsch

Schneiderhof im Sarntal, Italien

Schneiderhof Sarntal

Der Schneiderhof am Durnholzer See in Südtirol, gelegen auf 1560 Meter.

(Foto: Hans Gasser)

Gestalten in der Nacht: beim Urlaub auf dem Bauernhof können seltsame Dinge geschehen

Das Jesuskind in der Krippe hat zu wenige Finger. Abgebrochen im Lauf der Zeit, vom ständigen Hoch und Runter.

Denn es kommt zu Weihnachten in die Mitte des Hochaltars der Pfarrkirche Durnholz. "Das hat mich schon als Kind gestört, diese abgebrochenen Finger", sagt Helmuth Hochkofler. Der gelernte Holzbildhauer ist gerade dabei, die filigranen Fingerchen aus einem kleinen Stück Zirbenholz zu schnitzen, bis Heiligabend muss es fertig sein. "Das wird schon", sagt Hochkofler entspannt, obwohl er neben dem Schnitzen noch Obmann der Musikkapelle, Musiklehrer und natürlich Bauer auf dem Schneiderhof ist - gelegen am Ufer des Durnholzer Sees auf 1560 Meter im hinteren Sarntal.

Wer in einer der beiden Ferienwohnungen Urlaub macht, die er und seine Frau Maria über die Plattform "Roter Hahn" vermieten, der hat es geschafft. Denn solche Orte findet man im touristisch durchdesignten Südtirol nicht mehr viele: keine Vier-Sterne-Hotels, kein Skigebiet, dafür viele Bergbauernhöfe, die an den steilen Wiesen kleben; unten der zugefrorene See, auf dem man eislaufen kann, oben die weißen Gipfel von Schrotthorn oder Jakobshorn, zu denen man sich bei geeigneter Schneelage mit Tourenskiern direkt vom Schneiderhof aus aufmacht. Die Wohnungen sind gemütlich eingerichtet, die duftende Zirbenholztäfelung im Schlafzimmer hat Helmuth Hochkofler selbst eingebaut. Morgens gibt es einen Frühstückskorb mit Speck, eigener Milch, selbstgemachter Marmelade und Eiern. Abends kann man Hochkoflers Eltern Josef und Regina über die Schulter schauen, wenn sie das Grauvieh im Stall versorgen.

Wer aber denkt, die Nacht im Gebirge sei still und ereignislos, der sollte an einem der Donnerstage im Advent herkommen. Da ist Klöcklnacht: Bei diesem alten Winterbrauch ziehen Gruppen von Männern lärmend mit Kuhglocken und Bockshörnern von Hof zu Hof. Sie haben Masken aus Moos, Flechten und Schaffell über dem Kopf, mit langen roten Nasen. In dieser Nacht erscheinen sie auch auf dem Schneiderhof. Sie singen zwei Lieder, in denen sie Glück in Stall und Hof wünschen und "das Unglück hinaus". Die Bauersleute geben ihnen Schnaps und Geldspenden, dann ziehen die Männer weiter. Und so schläft man ein mit Bildern von seltsamen Waldgeistern und fingerlosen Kleinkindern und weiß am nächsten Morgen nicht mehr, was Traum war und was Wirklichkeit.

Die Ferienwohnung kostet ab 66 Euro pro Tag, roterhahn.it; www.schneiderhof-durnholz.it

Hans Gasser

Giatlahaus in Osttirol, Österreich

Giatla Haus, Kalkstein, Innervillgraten, Osttirol

Außen Stadl, innen schick: Das Giatla Haus in Innervillgraten.

(Foto: Lukas Schaller)

Schafes Bruder: Wohnen im ehemaligen Stadl

Außen alt, innen neu, dazwischen steckt Schafwolle zur Dämmung: Das Giatlahaus im Weiler Kalkstein, einem Ortsteil von Innervillgraten in Osttirol, ist ein Haus im Haus: Der restaurierte Stadl, dessen knarziges Eingangstor ein Balken aus dem Jahr 1682 ziert, hat Biohausstandard. Die vier Ferienwohnungen für insgesamt zwölf Personen bieten modernen Komfort von der Fußbodenheizung bis zum Wlan. Die Möbel sind aus Zirbenholz und in skandinavischem Design. Das Holz verströmt einen wunderbar würzigen Geruch und verhilft zu einem tiefen, traumlosen Schlaf. Ohne die Schafe, die hier im Sommer weiden, wären die behaglichen Wohnungen gar nicht denkbar. Aus dem Fell der Tiere sind die Villgrater Wollbetten, Lodenvorhänge, Sitzkissen aus Filz. Der Vermieter Benjamin Schaller setzt auf heimische Erzeugnisse. Er verleiht gratis Schneereifen statt Schneeschuhe sowie Schlitten. Schaller ist Biobauer und Schreiner. Auf Wunsch stellt er seinen Gästen eine Frühstückstüte mit Biomilch und lokalen Produkten vor die Tür. Bei der Sanierung hat er mit angepackt, zum Beispiel hat er das Stiegenhaus aus Altholz gezimmert, das zur Sauna unterm Dach führt.

Giatla Haus, Kalkstein, Innervillgraten, Osttirol

Alles Zirbe: Die Wohnungen im Giatlahaus sind mit Holz gestaltet und so behaglich wie komfortabel.

(Foto: Lukas Schaller)

Die Unterkunft liegt auf 1640 Metern und ist ein idealer Startpunkt für Skitourengeher. Kalkstein ist der letzte Ort im Villgratental, das ein Nebental des Hochpustertals ist. Stille, Bergpanorama, klare Luft und intakte Natur gibt es hier im Überfluss, Remmidemmi eher nicht. Es sei denn, man mietet mit Freunden das ganze Giatlahaus oder die urige Alfenalm, ebenfalls von Benjamin Schaller betrieben. Sie liegt noch ein wenig höher, in Sichtweite des Giatlahauses.

Kleine Ferienwohnung für zwei Personen ab 120 Euro/Tag, www.alfenalm.at/giatla-haus

Ingrid Brunner

Hotel Feuerstein im Pflerschtal, Italien

Schneiderhof Sarntal

Das neu gebaute Hotel liegt am Fuß des wilden Pflerscher Tribulauns.

(Foto: Hans Gasser)

Lieber drin: diese Unterkunft verleitet dazu, die Natur außen vor zu lassen

Abends um 22.30 Uhr kommt man zufällig am "Matsch Room" vorbei. Das ist ein ziemlich großer, an zwei Seiten verglaster Indoor-Sandkasten. Darin spielen zwei etwa vierjährige Kinder unter Kunstlicht im Matsch, den sie mittels Wasserpumpe erzeugt haben. Sonst ist hier im Keller niemand zu sehen. Ob die zwei von ihren Eltern vergessen wurden?

Könnte leicht passieren, denn Ablenkung gibt es in diesem gerade neu eröffneten Hotel, das sich "Feuerstein Nature Family Resort" nennt, genug. Das Haus wurde in nur acht Monaten von einem kühnen Investor aus Sterzing für 25 Millionen Euro weitgehend neu gebaut, hat dabei seine Zimmerzahl auf 90 fast verdoppelt. Es steht trotz seines riesigen Bauvolumens relativ verträglich in der Gebirgslandschaft, am Ende des schönen, aber rauen Pflerschtals in Südtirol. Hier ist das Wetter nicht immer so, wie man es braucht. Mal hat es minus 14 Grad. Dann drückt der Nordwestwind Regen oder Schnee über den nahen Brenner ins Tal herein. "Deshalb haben wir überlegt, wie wir Familien die Zeit auch bei Schlechtwetter angenehm machen können", sagt Stephanie Ganterer, die das Hotel zusammen mit ihrer Mutter Anna Gross seit acht Jahren führt.

Die beiden Frauen haben sich einiges einfallen lassen. Natur und natürliche Materialien sind ihnen wichtig. So ist vom alten Hotel als eines der wenigen Gebäude die "Spielscheune" stehen geblieben, ein großzügiger Holzbau: Aus ein paar Metern Höhe können die Kinder wie in einem richtigen Stadel ins Heu hüpfen, was sie dann auch euphorisch und ohne Unterlass tun. Unter dem Dach wird der Heuduft vom Holzgeruch abgelöst, dort ist die Holzwerkstatt. An sehr langen Tischen und mit schönem Blick auf das verschneite Dorf St. Anton und den Dreitausender Tribulaun können Kinder hier zusammen mit ihren Eltern Schwerter, Schmetterlinge oder den Stern von Bethlehem aus Holz basteln. Hausmeister Michael Rainer sägt alles vor und gibt Tipps. Es wird geraspelt und geschmirgelt was das Zeug hält, manchmal von den Vätern eifriger als von den Kindern.

Feuerstein Nature Family Hotel

Spielen wie früher: In der Hotelscheune ist das möglich, einen Stock höher gibt es auch noch eine Holzwerkstatt.

(Foto: Alex Filz/Feuerstein)

Die Natur draußen wäre natürlich auch einige Ausflüge wert, man könnte zum Rodeln auf die Allrissalm, ins wenige Kilometer entfernte Skigebiet Ladurns oder eine Winterwanderung machen. Wie aber soll man das seinem Fünfjährigen schmackhaft machen, der sich kaum entscheiden kann zwischen Heuhüpfen, Holzwerkstatt, Malatelier und diversen Wasserrutschen im Schwimmbad? Und dann wäre da noch die Frau, die eingedenk des dreistöckigen "Mountain-Spas" samt Heu- und diversen anderen Saunen auch nicht gerade einen starken Zug zum Berg entwickelt.

Also fügt man sich. Schließlich ist die angebotene Kinderbetreuung auch nicht zu verachten. Und so sitzt man zwischen hellen Holztäfelungen, die frei von Hirschgeweihen sind, auf bunten Designsesseln, liest endlich in Ruhe sein Buch und fragt sich im Stillen, warum ein Hotel, das die Natur im Namen führt, am Ende dazu verleitet, die Natur außen vor zu lassen.

Morgen wird aber Ski gefahren. Ganz bestimmt!

DZ p. P. mit Dreiviertelpension ab 144 Euro, Kinder je nach Alter ermäßigt, www.feuerstein.info

Hans Gasser

Hinweis

Die Recherchereise für diesen Beitrag wurde zum Teil unterstützt von Veranstaltern, Hotels, Fluglinien und/oder Tourismus-Agenturen.

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