Abzocke in Prag:Teures Taxi

Taxifahren ist in der tschechischen Hauptstadt ein kostspieliges Vergnügen: Für Touristen erhöht sich der übliche Fahrpreis gelegentlich um ein Vielfaches. Ein Gericht gab dazu seinen Segen.

Klaus Brill

Der Kampf der Prager Taxifahrer mit der Stadtverwaltung um die Fahrpreise geht weiter. Nachdem ein Prager Verwaltungsgericht vor ein paar Tagen eine restriktive Preisverordnung des Magistrats für überholt erklärt hatte, verspüren die Taxifahrer nun Oberwasser.

Karlsbrücke in Prag

Karlsbrücke in Prag

(Foto: Foto: Pixelio)

Der festgelegte Höchstpreis von 28 Kronen (ein Euro) pro Kilometer darf demnach von Taxifahrern durchaus überschritten werden, wenn anders deren Unkosten nicht zu decken sind. Damit erreicht ein altes Prager Erregungsthema eine neue Dimension.

Taxifahren ist in der tschechischen Hauptstadt mittlerweile zu einer lästigen Angelegenheit geworden, sofern man nicht per Telefon eine der bekannt seriösen Firmen für eine Fuhre an einen bestimmten Ort bestellen kann.

Wer einfach auf der Straße oder gar am Altstädter Ring und am Bahnhof in einen Wagen steigen möchte, hat sich vor Betrügern zu hüten. Stadtbewohner und Touristen erleben es immer wieder, dass ihnen überhöhte Preise abgenommen werden. Mal ist der Fahrer nur gegen eine Pauschalsumme bereit, überhaupt zu starten, mal schaltet er einfach das Taxometer nicht an.

Oberbürgermeister Pavel Bem, ein führender Mann der konservativen Partei ODS, machte selber schon die Probe aufs Exempel. Vor zwei Jahren kostümierte er sich als italienischer Tourist und stieg in ein Taxi - mal zahlte er das Doppelte, mal das Sechsfache des Erlaubten.

2006 wiederholte er, begleitet von Reportern, den Versuch, diesmal als englisch sprechender Rockmusiker getarnt. Es war nicht mehr ganz so schlimm, aber immer noch ziemlich unerfreulich.

Nach Angaben der Prager Stadtverwaltung haben sich indes die Verhältnisse spürbar gebessert. Bei der jüngsten Stichprobe fielen lediglich noch acht Prozent der überprüften Taxifahrer durch überhöhte Preisforderungen auf, vor fünf Jahren waren es noch über 30 Prozent gewesen.

Die Sache schadet dem Image und ist nach Überzeugung der Tourismusbranche einer der Gründe, warum in jüngerer Zeit die Zahl der konsumfreudigen Prag-Besucher aus Westeuropa deutlich zurückgegangen ist.

Betrügerische Kellner

Zumal auch immer wieder betrügerische Kellner den Gästen die Laune verderben. Mit scharfen Bußgeldern hält der Magistrat dagegen. Vor einem halben Jahr wurde gegen einen Taxifahrer eine Strafe von umgerechnet 8800 Euro verhängt. In einem anderen Fall sollte ein Fahrer, der statt 28 Kronen das Dreifache, nämlich 90 Kronen pro Kilometer, kassiert hatte, 3500 Euro bezahlen. Allerdings hatte er den höheren Tarif auf der Autotür angezeigt und vor Gericht argumentiert, mit 28 Kronen könne er unmöglich seine Unkosten decken.

Er bekam nun recht, jedoch werden der Magistrat und das beteiligte Finanzministerium womöglich in Berufung gehen. Orientierungshilfe erhalten Besucher einstweilen durch Schilder, die an überprüften Taxiständen signalisieren, dass dies ein "fair place" sei. Außerdem wurden über 100.000 Flugblätter in sieben Sprachen verteilt, in denen Taxi-Gäste auf ihre Rechte hingewiesen werden.

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