Untersuchung zur Flugsicherheit:Gute Airline, schlechte Airline

Tegel Airport To Close In 2012

Unter den 60 untersuchten Airlines ist Finnair die sicherste.

(Foto: Getty Images)

Fliegen war im vergangenen Jahr so sicher wie nie zuvor. Die Zahl der Todesopfer im Flugverkehr ist 2012 erneut gesunken. Dennoch gibt es bei der Sicherheit starke Unterschiede: Welche Airlines am sichersten sind, wo die Gefahren bei Flughäfen liegen und in welchen Gegenden das Risiko am höchsten ist. Ein Überblick.

Einnickende Piloten, verdächtiger Ölgeruch in Flugzeugkabinen, Triebwerkprobleme und knapp betankte Flugzeuge bei Billig-Airlines: Zahlreiche Negativ-Schlagzeilen bleiben aus dem vergangenen Jahr in Erinnerung - und dennoch war 2012 nach Branchenangaben das sicherste in der Geschichte der Luftfahrt.

"Nie, das kann man ziemlich sicher sagen, gab es ein geringeres Risiko, in einen Flugunfall verwickelt zu sein", schreibt das deutsche Flugmagazin Aero National über die Sicherheitsbilanz des deutschen Unfalluntersuchungsbüros JACDEC. Wenn ein Mensch jeden Tag einmal mit dem Flugzeug unterwegs wäre, müsste er rund 14.000 Jahre lang warten, bis er in einen Unfall verwickelt werde, heißt es weiter. Auch wenn immer noch 469 Tote nach Flugunfällen zu beklagen waren - es sind immerhin zwei weniger als 2011, wie aus den JACDEC-Ergebnissen hervorgeht.

Das "mit Abstand häufigste Unfallmerkmal" beim Fliegen ist das Überrollen der Start- und Landebahn, schreibt Aero National, das 28 schwerere sogenannte "Overruns" registrierte. Die Unfallforscher mahnen in diesem Zusammenhang, dass viele Flughäfen zu wenig Auslauffläche hinter den Landebahnen hätten. Eine Vergrößerung könnten derartige Unfälle abmildern.

Als weitere Besonderheit des Vorjahrs wurde in Afrika die Gefährdung von Menschen im Umfeld von Flughäfen identifiziert. 2012 starben 43 Afrikaner, weil sie von verunglückenden Maschinen am Boden erfasst wurden: "Schießt ein Flugzeuge über die Bahn hinaus, kommt es in Afrika aufgrund der dichten Umgebungsbesiedlung sehr häufig zu Personenschäden unbeteiligter Dritter." Weitere Problemzonen für den Luftverkehr seien zudem die hohe Verkehrsbelastung der Luftfahrt-Drehkreuze sowie müde Cockpit-Besatzungen. Das "Einschlafproblem" bei Piloten sei eine gefährliche Sicherheitslücke.

Finnair ist am sichersten

Finnair ist die sicherste Fluggesellschaft

In der JACDEC-Liste der 60 sichersten Airlines ist Finnair die sicherste. Die kleine finnische Fluggesellschaft, die in diesem Jahr 90. Jubiläum feiert, hat damit Japans All Nippon Airways (ANA) verdrängt. Es folgen die neuseeländische Air New Zealand und Cathay Pacific aus Hongkong. Alle drei hatten seit 30 Jahren weder Flugzeugverluste noch Unfalltote. Schlusslichter sind der Untersuchung zufolge die Fluglinien Air India (Platz 58), die brasilianische TAM Airlines (Platz 59) sowie die aus Taiwan stammende China Airlines (Platz 60).

Die deutsche Lufthansa, Air Berlin und die erstmals berücksichtigte Condor rangieren auf den Plätzen elf, 23 und 34. Air Berlin (im Vorjahr noch auf Platz 9) rutschte nach den Angaben ebenso wie die ANA (2011 auf Platz 12) wegen mehrerer Zwischenfälle ab - von neun auf 23. "Eine gefährliche Begegnung mit einem Ultraleichtflugzeug bei Zweibrücken, ein aufgrund eines geplatzten Reifens beim Start in Hamburg beschädigter Airbus A320 sowie die Triebwerksexplosion bei einer A330 in Thailand wirken sich negativ aus", begründen die Analysten.

Sie haben außerdem untersucht, wie viele Flugzeuge im vergangenen Jahr total beschädigt wurden - und kommen mit 44 auf ein ähnlich niedriges Ergebnis wie im Vorjahr (45). Auch der Anteil namhafter Airlines an den Unfällen schrumpfte. Nach Ansicht der Autoren liegt das an verbesserten Standards bei Ausbildung, Flugzeugtechnik und Luftraumüberwachung. Riskant bleiben vor allem Regionalgesellschaften in Konfliktländern.

Die sichersten Luftfahrt-Regionen liegen in Europa, aber auch Nord- und Lateinamerika. Afrika, Russland, Pakistan oder Nepal mit seinen riskant anzufliegenden Airports sind Problemgebiete. Die meisten Unfälle ereigneten sich mit Flugzeugtypen, die seit Jahren nicht mehr gebaut werden - vor allem robusten, aber betagten Antonow- oder Fokker-Propellermaschinen. Kein einziges der heute in der Produktion befindlichen Flugzeugtypen von Airbus- oder Boeing ging dagegen nach der 2012-Statistik bei einem Unfall verloren.

Für die Erstellung der Liste werden nicht nur sämtliche Flugzeug-Totalverluste erfasst, sondern auch schwere Zwischenfälle in den vergangenen zehn Jahren. JACDEC in Hamburg ist eine weltweit angesehene Institution mit globaler Datenbank. Das Büro arbeitet mit den führenden Luftfahrtbehörden der Welt zusammen.

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