Stilkunde auf Reisen:Wie niveaulos darf man im Urlaub aussehen?

Freizeit enthemmt offenbar auch den Adel: Juan Carlos, König von Spanien, trägt nun Stoppelbart. Stilexperte Bernhard Roetzel erklärt, wie viel Schlabberlook im Urlaub erlaubt ist.

Urlaub enthemmt offenbar. Ansonsten stilbewusste Menschen zeigen sich in der Freizeit in Schlabbershirts und Latschen, selbst der Adel verstört: Juan Carlos, König von Spanien, trägt nun Stoppelbart. Bernhard Roetzel, Verfasser des Kompendiums "Der Gentleman", erklärt, wie niveaulos man im Urlaub aussehen darf:

Juan Carlos, dpa

Monarch mit neuem Look: Der spanische König Juan Carlos hat sich während seines Urlaubs auf Mallorca einen Bart wachsen lassen.

(Foto: Foto: dpa)

"Seit der Grand Tour des 18. Jahrhunderts hat sich viel getan bei der Reisekleidung der Europäer. Während es für hochgestellte Personen damals üblich war, heimische Bekleidungsregeln und den täglich mehrmaligen Kleiderwechsel mit in den Süden zu nehmen, erlaubt sich der Kulturmensch im 21. Jahrhundert Lockerungen des Alltagshabits.

Was uns heute selbstverständlich erscheint, ist erst in den 20ern in Mode gekommen. Der spätere König Edward VIII. zeigte sich als Prince of Wales an der französischen Riviera im Ringelhemd der Fischer und Bastsohlenschuhen, deutsche Herrscher trugen in der Sommerfrische knielange Lederhosen, um die Entfernung vom Protokoll zu dokumentieren.

Insofern ist es nur noch ein kleiner Schritt zu den Flipflops heute. Wie immer ist es eine Frage des Anlasses, was passt oder daneben ist. Vor allem in Italien, Spanien und Frankreich herrschen strenge Sitten. In direkter Strandnähe zeigen sich auch Stilikonen wie Luca di Montezemolo in Badeshorts, aber schon auf der Strandpromenade wäre das ein Fauxpas.

Wer nicht gleich drei Meilen gegen den Wind als Deutscher auffallen will, sollte sich für den Aperitif in der Bar lange Hosen, Sneakers aus weichem Leder oder Bootsschuhe (ohne Strümpfe) und ein Polo- oder Oberhemd anziehen. Was den Urlaubsbart angeht: Er folgt einer Tradition der Marine. Offiziere ließen sich bei längeren Fahrten gern einen Bart stehen, analog lassen auch gekrönte Häupter ihn heute beim Urlaub auf dem Wasser wachsen. Nach den Ferien kommt er wieder ab."

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