Sicherheitspanne auf britischem Flughafen:Elfjähriger fliegt nach Rom - allein und ohne Papiere

Lesezeit: 2 min

Fünf Sicherheitskontrollen passierte ein Kind am Flughafen von Manchester, bevor es in ein Flugzeug nach Rom stieg. Alleine, ohne Pass, ohne Bordkarte. Das Abenteuer endete nach achteinhalb Stunden und 5000 Kilometern. Für die zuständige Fluggesellschaft fangen die Probleme jetzt erst an.

Für Liam Corcoran war es ein einzigartiges Abenteuer, doch für die Sicherheit des Flughafens Manchester ist es ein Armutszeugnis: Dem elfjährigen Jungen ist es gelungen, von Manchester nach Rom zu fliegen. Allein, ohne Pass, ohne Bordkarte.

In der Anonymität des Flughafens ging der Elfjähriger unter (Symbolbild). (Foto: dpa)

Fünf Sicherheitskontrollen konnte Liam unbemerkt passierern. Niemandem fiel das Kind auf, das sich unauffällig verschiedenen Familien anschloss. Liam wurde zwar von dem Personal gescannt, doch nach seinen Papieren oder Eltern erkundigte sich niemand. Auch am Gate bemerkte keiner der Mitarbeiter den Jungen, der offensichtlich einfach nach dem nächsten Flug Ausschau gehalten hatte, Ziel beliebig. Mit der Fluggesellschaft Jet2.com flog er schließlich um 14 Uhr nach Rom. Fast 2500 Kilometer von zu Hause entfernt.

Fünf Mitarbeiter suspendiert

"Dieser extrem ernste Fall wird nun mit Dringlichkeit vom Flughafen und der Fluggesellschaft untersucht", sagte ein Sprecher in Manchester, einem Austragungsort der in Kürze beginnenden Olympischen Spiele. "Viele Kontrollen hätten vollzogen werden sollen, doch sie fanden nie statt." Fünf Mitarbeiter der Fluggesellschaft wurden für den Dauer der Untersuchung vom Dienst suspendiert.

"Es war ein Fehler, aber ich denke nicht, dass hier eine ernste Sicherheitslücke vorliegt", sagt Chris Yates, Experte für Luftsicherheit. "Jeder, der den Flughafen Manchester passiert, muss geprüft werden, sei es durch einen Ganzkörperscanner oder einen Metalldetektor. Dies ist in diesem Fall sehr wohl passiert." Die britische Verkehrsministerin Justine Greening äußerte sich dennoch besorgt: "Wir werden prüfen, ob es Schritte gibt, die wir einleiten müssen, um eine Wiederholung der Ereignisse zu verhindern. Wir sehen uns genau an, was hier passiert ist."

"Ich glaube nicht, dass er wusste, wie ernst die Situation war"

Italienischen Boden betrat der Elfjährige nie. Zwar wurde an Bord des Flugzeugs keiner der Flugbegleiter auf den zusätzlichen Passagier aufmerksam, doch aufmerksame Reisende wurden stutzig, als der Junge mit ihnen zu plaudern begann: Er sei von zu Hause ausgerissen, erzählte Liam. "Er war sehr gesprächig und schien unbeeindruckt von allem", sagt eine Passagierin, "ich glaube nicht, dass er wusste, wie ernst die Situation war."

Die Reisenden machten das Flugpersonal auf den Ausreißer aufmerksam. Daraufhin musste er nach der Landung im Flugzeug sitzenbleiben, das den Rückflug nach Manchester antrat. Dort wurde er um 22:30 Uhr von Polizisten und seiner besorgten Mutter empfangen. Diese hatte ihn zuletzt in einem etwa fünf Kilometer entfernten Einkaufszentrum gesehen, wo der Junge beim Einkaufen ausgebüxt war. Dass er danach 5000 Kilometer quer durch Europa zurücklegen würde, ahnte sie nicht.

© Süddeutsche.de/AFP/dpa/soli - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Brenzlige Situationen im Flugverkehr
:"Adios, Amigo!"

Kindliche Fluglotsen, tollpatschige Kopiloten und beschwipste Kapitäne: Wer im Flugverkehr arbeitet, trägt eine große Verantwortung. Doch mitunter lässt das Pflichtbewusstsein der Berufsvertreter zu wünschen übrig. Zehn gefährliche Szenen aus Cockpit und Tower - die nur mit Glück nicht in einer Katastrophe endeten.

Daniela Dau

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: