Deutsche Bahn:So will die Bahn den Weihnachtsverkehr bewältigen

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Schon an normalen Tagen fahren im Schnitt 340.000 Menschen mit der Bahn. An den Tagen rund um Weihnachten werden es deutlich mehr sein. 2010 erlebte die Bahn deshalb ein Desaster. Dieses Jahr sieht sich der Konzern für die Feiertage gerüstet. Doch vor allem auf den stark ausgelasteten Verbindungen wird es eng werden.

Von Daniela Kuhr

Was die Deutsche Bahn fast auf den Tag genau vor zwei Jahren erlebte, war selbst für sie - die sie Kritik nun wirklich gewohnt ist - heftig. Kurz vor Weihnachten hatte der Konzern an die Fahrgäste appelliert, ihre Heimfahrt nicht erst in letzter Sekunde anzutreten. Damals lag Deutschland unter einer dichten Schneedecke.

Die Bahn befürchtete: Wenn alle Reisenden womöglich erst am Donnerstagabend, am 23. Dezember, in den Zug steigen, bricht der Verkehr zusammen. Von daher war der Appell eigentlich gar nicht so dumm. Doch die Schlagzeilen kannten keine Gnade: "Bahn rät vom Bahnfahren ab", so lautete die knappe Botschaft. Und als dann auch noch tatsächlich das Chaos ausbrach - wen wundert es da: Hohn und Spott ergossen sich über den Konzern.

Das, so schwor man sich damals bei der Bahn, sollte sich nie mehr wiederholen. Auf diesen Winter jedenfalls, teilte Bahn-Chef Rüdiger Grube am Donnerstag mit, habe sich das Unternehmen "gut vorbereitet": mehr Weichenheizungen, mehr Anlagen zum Abtauen, mehr Personal fürs Schneeräumen. Doch auch aus anderen Gründen spricht im Moment tatsächlich einiges dafür, dass sich das Chaos an Weihnachten in Grenzen halten könnte.

Da wäre vor allem mal das Wetter. Im Dezember 2010 hatten vereiste ICE-Züge, eingefrorene Oberleitungen und blockierte Weichen den Schienenverkehr streckenweise zum Stillstand gebracht. Nicht nur an den Bahnhöfen mussten Fahrgäste stundenlang warten, auch in den Zügen.

In diesem Jahr dagegen wird zu Weihnachten kaum Schnee erwartet. Dass Züge also erst stundenlang aufgetaut werden müssen, bevor sie in die Werkstatt können, und daher länger nicht einsatzbereit sind, ist in den kommenden Tagen eher nicht zu befürchten. Insofern dürfte es auch zu verschmerzen sein, dass Siemens immer noch nicht die acht neuen ICE-Züge geliefert hat, auf die die Bahn schon so lange sehnsüchtig wartet, um endlich ihre Reserve aufzustocken.

"Bewahren Sie Ihren Humor"

Der Kalender spielt ebenfalls mit: Anders als 2010, als der 24. ein Freitag war, fällt Heiligabend in diesem Jahr auf einen Montag. Die Bahn hofft daher, dass sich die Nachfrage "auf das gesamte davor liegende Wochenende verteilt", sagte ein Sprecher. Am Freitag, Samstag und Sonntag sei aber dennoch mit großem Andrang zu rechnen. Gleiches gelte für den 26. und 27. Dezember, "vor allem auf stark ausgelasteten Verbindungen wie etwa Berlin - Hannover - Köln oder von Hamburg über Hannover nach Süddeutschland".

Schon an normalen Tagen fahren im Schnitt 340.000 Menschen in Fernverkehrszügen der Bahn. An den Tagen rund um Weihnachten werden es deutlich mehr sein. In jedem Fall sei eine Reservierung ratsam, sagte der Sprecher. Sollte das für die gewünschte Verbindung nicht mehr möglich sein, empfiehlt er, auf eine alternative Verbindung auszuweichen, "am besten auf eine vor zehn Uhr morgens oder nach 15 Uhr nachmittags".

Haben Reisende dennoch Pech und erwischen einen überfüllten Zug, rät Holger Krawinkel, Bahnexperte beim Bundesverband der Verbraucherzentralen, zur Gelassenheit. "Dann kann ich nur empfehlen, es mit Humor zu nehmen, den Speisewagen aufzusuchen - und sich dort schon mal in vorweihnachtliche Stimmung zu bringen."

© SZ vom 21.12.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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