Baleareninsel Mallorca:Bodega statt Ballermann

Am Ballermann tanzen, feiern und trinken die Party-Touristen. Genießer zieht es ins Innere der Balearen-Insel Mallorca, wo in stilvollem Ambiente Wein und Olivenöl probiert wird.

Der Wind lässt den Vorhang sanft aus dem Eingang des alten Gutshauses gleiten. Draußen zerzaust er Ellens Haare. Die junge Frau hält ein Glas Rotwein in der Linken, die Rechte dreht sie hin und her, als wäge sie ihre Worte ab: "Mantonegro zusammen mit Cabernet und Syrah und ein kleines bisschen Merlot." Ellen Beltrán zählt die Rebsorten auf, aus denen der Ribas Negro in ihrer Linken komponiert ist.

Die 30-Jährige ist Sommelière auf dem Weingut Ribas in Consell auf Mallorca, nur knapp 30 Kilometer vom Ballermann entfernt - und doch trennen beide Orte Welten. Am Ballermann tanzen, feiern und trinken die Party-Touristen. Genießer zieht es dagegen auf ein Landgut wie das der Ribas. Vor allem Weintourismus ist auf Mallorca in den vergangenen Jahren immer populärer geworden, so das spanische Fremdenverkehrsamt.

Mittlerweile gibt es spezielle Besichtigungstouren etwa mit dem "Weinexpress": Eine Bimmelbahn fährt Touristen dabei zu Kellereien. Wer lieber mit dem Mietwagen oder Bus die Weingüter der Insel besichtigt, fährt etwa 20 Minuten von Palma aus bis zum Gut der Familie Ribas in Consell.

Die Gemeinde im Westen der Inselmitte hat schmale Straßen. So schmal, dass die Natursteinhäuser in Höhe der Busaußenspiegel zerkratzt sind.

1711 verschrieben sich die Ribas hier dem Wein - die Kellerei ist damit die älteste der Insel. Familiär und typisch mallorquinisch will die Bodega wirken. Der feudale Eingangsbereich mit den weiß gedeckten Tischen für die Besucher geht direkt über in den privaten Garten der Ribas. In der kleinen Werbebroschüre, die auf den Tischen ausliegt, werden unter "Crew" sogar die Hunde aufgelistet, Core und Fusta.

Wenn Ellen über Wein spricht, reibt sie Zeigefinger und Daumen aneinander: "Kirsche und auch ein bisschen Balsamico", sagt sie. "Mallorquinische Weine sind sehr, sehr fruchtig." Das kommt offenbar gut an: Weine von den Balearen erleben laut dem Tourismusbüro der Inselgruppe gegenwärtig eine Renaissance.

Ein jahrhundertealtes Geschenk

Sie sind aber längst nicht alles, was das Inselinnere zu bieten hat: Auch etliche Olivenplantagen gibt es hier zu besichtigen. Das Tourismusbüro der Balearen hat in einer Broschüre vier Touren zusammengestellt, die zu einigen Plantagen führen. Rund 15 Kilometer südöstlich von Consell zum Beispiel liegt nahe Algaida die Plantage Treurer von Joan Miralles. Er ist ein großer Mann mit Wohlstandsbauch und zurückgegeltem, einst tiefschwarzem Haar. Vor zwölf Jahren hängte er seinen Job als Hotelmanager an den Nagel und kaufte die Finca Treurer mit dem umliegenden Land.

Das Treurer-Öl wird auf der Terrasse zu Tapas und Rotwein serviert. "Das kann man ja fast trinken", sagt ein Besucher. Joan ist zufrieden. "Wirklich gutes Olivenöl schmeckt nach Früchten und nach Nüssen", sagt Marga. Sie legt die Hand auf einen buckligen Olivenbaum: "Wir wissen, dass er älter als 500 Jahre ist." Der Baum sei ein Geschenk gewesen, erzählt Joan. "Wahrscheinlich das Wertvollste, was wir hier haben."

Informationen:

Wein aus Consell und Oliven aus Algaida Consell und Algaida: Consell liegt etwa 25 Kilometer nordöstlich vom Palma de Mallorca und hat knapp 4000 Einwohner. Algaida mit etwas mehr als 5000 Einwohnern liegt ähnlich weit von Palma entfernt im südöstlichen Teil der Insel.

Wein und Oliven: Rund 3000 Hektar Wein wachsen auf Mallorca. Im 18. Jahrhundert waren es laut der Sommelière Ellen Beltrán etwa 30 000. Echtes mallorquinisches Olivenöl hat die geschützte Zertifizierung "Oli de Mallorca", das als grüne, runde Plakette auf der Flasche klebt.

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