5-Gipfel-Klettersteig im Rofan:Fünf auf einen Streich

Stellenweise hängt man regelrecht in den Seilen, dann ist es wieder sanft und grün: Der Klettersteig am Achensee führt über fünf Berge - und damit fast durchs gesamte Rofan. Doch nicht jeder sollte alle Gipfel erklimmen.

Stefan Herbke

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(Foto: Stefan Herbke)

Haidachstellwand, Rosskopf, Spieljoch, Seekarlspitze, Hochiss: Der Klettersteig am Achensee führt über fünf Gipfel - und damit fast durchs gesamte Rofangebirge. Stellenweise hängt man regelrecht in den Seilen, dann ist es wieder sanft und grün. Mit seinen zwei Kilometern Länge gehört der im Sommer 2010 eröffnete Klettersteig zu den längsten im Alpenraum. Vor und nach jedem Gipfel kann man die Tour unterbrechen - Einsteiger können also auch die einzelnen Gipfel mit ihren unterschiedlich schwierigen Klettersteigen als Ziel wählen. Der Auftakt ist gemütlich: Nur wenige Schritte sind es von der Bergstation der Rofanseilbahn Richtung Haidachstellwand (2192 m), schnell lässt man das Gedrängel hinter sich - und genießt beim Aufstieg über wunderschöne Wiesen die ruhigen Seiten des Rofangebirges. Erst knapp unter dem Gipfel wird es ernst: Jetzt muss man eine kurze Felsbarriere neben dem ebenfalls mit Drahtseil gesicherten Normalweg auf dem sogenannten Obholzer Gedächtnis Klettersteig (Schwierigkeitsgrad B) überwinden. Nach etwa 50 Metern ist der Auftakt des 5-Gipfel-Klettersteigs geschafft und man wandert gemütlich hinüber zum Gipfelkreuz mit Ausblick ins Inntal und auf die Zentralalpen - und auf die nächsten Gipfel.

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(Foto: Stefan Herbke)

Doch zunächst geht es an den Abstieg - und der lässt bereits Klettersteiggefühle aufkommen. Immer an der Gratkante entlang führt das Drahtseil bergab, hier und da gibt es erste luftige Tiefblicke und gleich zum Auftakt eine Seilbrücke. Bald führt das Seil über glatte Felspartien (B/C) steil hinunter.

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(Foto: Stefan Herbke)

Der Abstieg sieht von oben allerdings schwieriger aus als er ist. Wer hier dennoch Probleme hat, sollte um den markanten Felszahn des Rosskopfs (2246 m), der im Hintergrund bereits zu sehen ist, besser einen Bogen machen. Denn dort wird es noch anspruchsvoller.

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(Foto: Stefan Herbke)

Die senkrechte Felswand des Rosskopfs weckt bei einigen die Vorfreude, bei anderen nur Nervosität. Steil sieht sie aus, die gelb-rote Wand, die aus den grünen Wiesen etwa 150 Meter in die Höhe ragt. Bereits die ersten Meter zeigen, dass man hier deutlich mehr Kraft benötigt als bei der Haidachstellwand. Doch die Seile sind straff gespannt und beim Umhängen der Karabiner kann man meistens entspannt stehen. Ziemlich direkt führt der Steig über die ersten Steilstufen (C/D), danach quert man auf einem Band in leichteres Gelände.

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(Foto: Stefan Herbke)

Nach einem letzten Aufschwung (B) öffnet sich der Blick auf die Seekarlspitze (2261 m) und das nahe Gipfelkreuz des Rosskopfs. Die letzten Meter folgen dem schmalen Grat, wobei der noch breit ist im Vergleich zum Abstieg. Dort wird es kurzzeitig richtig luftig, ehe ein unangenehmer und bei Nässe sehr rutschiger Wiesengrat steil hinunter führt in den Sattel zwischen Rosskopf und Seekarlspitze.

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(Foto: Stefan Herbke)

Spektakulär quert der Steig auf die Seekarlspitze eine bauchige Felsplatte: Teilweise gibt es Trittbügel, dazwischen steht man auf Reibung und hängt regelrecht in den Seilen - mit rutschigen Sohlen wahrlich kein Vergnügen. Der Rest ist purer Spaß. Ein Band quert leicht ansteigend die glatten Felsfluchten, ehe man von Norden über kurze Felsstufen mit natürlichen Griffen und Tritten den Gipfel erreicht.

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(Foto: Stefan Herbke)

Und da waren's nur noch zwei: Das Spieljoch (2236 m) als nächster Gipfel ist bereits zum Greifen nah, während im Hintergrund mit der Hochiss der Schlusspunkt des 5-Gipfel-Klettersteigs zu sehen ist. Der Anstieg zum Spieljoch erfolgt problemlos über einen alten, stellenweise gesicherten Steig, der die schrofige Flanke quert.

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(Foto: Stefan Herbke)

Auf der einen Seite sanft und grün, auf der anderen Seite schroff abfallend: Am Spieljoch zeigen sich - wie auch bei den anderen Gipfeln - die zwei Gesichter des Rofans. Der Abstieg hält sich an die ausgesetzte Gratkante. Und die ist sehr schmal, wobei die flacheren Passagen nur stellenweise mit einem Drahtseil gesichert sind. Dazwischen verstecken sich mal mehr, mal weniger felsige Abbrüche (B/C), die allerdings auch kein echtes Klettersteiggefühl vermitteln. Zu grasig ist der brüchige Fels. Zudem muss man extrem darauf achten, keine Steine loszutreten - genau unterhalb liegt der stark frequentierte Normalweg auf die Hochiss. Fazit: Beim Abstieg kann man getrost den Normalweg über schöne Wiesen nehmen, der ist sicherer und deutlich schneller.

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(Foto: Stefan Herbke)

Der Aufstieg zur Hochiss ist der Schlusspunkt des 5-Gipfel-Klettersteigs - und ein echter Höhepunkt. Schon der erste kurze Aufschwung macht einfach nur Spaß, dann folgt eine leichtere Passage im grasigen Gelände und schon steht man am Fuß eines plattigen Pfeilers (C/D). Der führt in direkter Linie zum Gipfelkreuz und begeistert mit festem Fels. Hier kann, nein, sollte man unbedingt natürliche Griffe und Tritte wählen. Und falls man wirklich nicht weiß wohin mit dem Fuß, hier und da helfen künstliche Tritte.

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(Foto: Stefan Herbke)

Die Hochiss (2299 m) ist der höchste Gipfel des Rofan und der aussichtsreiche Abschluss eines spannenden und abwechslungsreichen Klettersteigtages. Wer alle fünf Gipfel besteigt, der braucht Kondition, muss mit mindestens sieben Stunden Gehzeit rechnen und sollte deshalb zeitig aufbrechen, um die letzte Gondel ins Tal zu erwischen. Denn wer will schon nach einem so langen Klettersteigtag zu Fuß absteigen? Anfahrt: Auto: Nach Maurach entweder über die A8 bis Ausfahrt Holzkirchen und über den Tegernsee, Kreuth, Achenpass und Achensee, oder über die Inntal-Autobahn und die Ausfahrt Zillertal/Achensee. Parkplatz an der Talstation der Rofanseilbahn (www.rofanseilbahn.at). Öffentlich: Mit der Bahn nach Jenbach, von dort weiter mit dem Bus nach Maurach. Oder mit der Bahn nach Tegernsee und mit dem Bus über Achenkirch nach Maurach. Anforderungen: Die Schwierigkeit der Klettersteige beträgt maximal C/D, wobei durch die Aneinanderreihung aller Klettersteige die Tour recht anstrengend werden kann - und zum Schluss die Kräfte schwinden. Klettersteigausrüstung und Helm sind bei allen Klettersteigsektionen unbedingt erforderlich. Zeit: 7-9 Stunden Karte: Alpenvereinskarte 6, Rofan (1:25 000). Information: www.achensee.info

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