Zypern:Gleichberechtigt auf der Insel

Nicosia a divided captial

Puffer zwischen Nord und Süd: Die UN sichern die Grenze, die die Insel Zypern seit 1974 teilt.

(Foto: Stringer/dpa)

Bei den Gesprächen um eine Wiedervereinigung der seit 1974 geteilten Insel Zypern ist der erhoffte Etappenerfolg ausgeblieben.

Von Mike Szymanski, Nikosia

Bei den Gesprächen um eine Wiedervereinigung der seit 1974 geteilten Insel Zypern ist der erhoffte Etappenerfolg ausgeblieben. Die beiden Volksgruppenführer, der griechische Zyprer Nikos Anastasiadis und der türkische Zyprer Mustafa Akıncı, konnten sich auch nach fünf intensiven Verhandlungstagen in der Schweiz nicht auf Eckpunkte für den territorialen Zuschnitt einer wiedervereinigten Insel verständigen. Die Gespräche wurden auf Wunsch Anastasiadis' unterbrochen und sollen am kommenden Sonntag fortgesetzt werden. Die Verhandlungsführer treffen sich für drei Tage in der Schweiz.

Im Ringen um eine Lösung des Zypernkonflikts haben die Spitzenpolitiker die schwierigste Phase erreicht. Ziel ist nach jetzigem Stand ein föderales Zypern mit zwei gleichberechtigten Teilstaaten. Außer Frage steht, dass der türkisch besetzte Norden im Zuge der Wiedervereinigung Gebiete an den griechisch geprägten Süden zurückgeben wird müssen. Die Frage aber ist, wie viel und welche Regionen das sein werden. Im Zuge der Teilung flohen 162 000 griechische Zyprer aus dem Norden in den Süden. Und aus dem Süden suchten fast alle der 48 000 türkischen Zyprer Zuflucht im Norden. In der Schweiz wollten sich die Verhandlungsführer auf Kriterien einigen, die den genauen Grenzverlauf bestimmen. Flächenmäßig kontrolliert der Norden heute 36 Prozent der Insel, stellt aber nur etwa ein Viertel der Bevölkerung. Konkret geht es in den Gesprächen auch um die Zahl derer, die aus dem Süden in den Norden zurückkehren sollen. Während der Süden möglichst rasch seiner Bevölkerung Karten einer wiedervereinigten Insel präsentieren möchte, hat es der Norden damit nicht eilig: Er muss seiner Bevölkerung Gebietsverluste vermitteln.

Bei dem Treffen in der Schweiz ging es auch um die zweite noch offene große Frage: Inwieweit wird die Insel in eine europäische Sicherheitsarchitektur eingebunden. Der Süden beharrt darauf, dass die Türkei ihre Soldaten von der Insel abzieht. Als Teil Europas bestehe keine Notwendigkeit einer türkischen Militärpräsenz. Der Norden und vor allem Ankara sehen das anders. Aus Beobachterkreisen heißt es, einen Komplettabzug werde es mit den Türken nicht geben. Die Verhandlungsführer haben sich eine Frist bis zum Jahresende gesetzt, um eine Lösung zu erzielen. Sollten sie ein Konzept vorlegen, müssen der Norden und der Süden in einem Referendum darüber befinden.

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