Zwischenfall vor irakischer Küste:Irans Piraterie

Vor hundert Jahren wäre so ein Zwischenfall ein Kriegsgrund gewesen, gewissermaßen ein Sarajewo-Moment: Fünfzehn Soldaten der britischen Marine sind von Iranern gefangen genommen und ins Landesinnere verschleppt worden. Aber dennoch besteht Grund zur Sorge.

Wolfgang Koydl

Wie es aussieht, ging diesem Akt der Piraterie keine Provokation voraus. Die Matrosen hatten gerade die Routinepatrouille eines zivilen Frachtschiffes abgeschlossen und wollten zu ihrer Fregatte Cornwall zurückkehren.

Sie befanden sich zudem in irakischen Gewässern, obschon die Demarkationslinie im Schatt el-Arab, dem Grenzfluss zum Iran, traditionell schwierig zu bestimmen ist.

Einen Krieg gegen Teheran werden Großbritannien und die Nato nicht vom Zaun brechen. Im Mittelpunkt steht gottlob nicht gekränkter Nationalstolz sondern die Sicherheit der Seeleute.

Hier besteht freilich Anlass zu großer Sorge: Bei einem ähnlichen Vorfall vor drei Jahren wurden die entführten britischen Militärs brutal gedemütigt und misshandelt - seitdem hat sich die Stimmung gegen den Westen im Iran dramatisch verschlechtert.

Man möchte wissen, welche Hand den Finger am nuklearen Drücker hat

Apologeten des mörderischen Regimes in Teheran werden zur Entschuldigung vorbringen, dass die Gefangennahme nicht von der Regierung gebilligt, sondern von irgendwelchen anderen Gruppen inszeniert wurde.

So sei das eben in diesem Land: Mitunter wisse die Linke nicht, was die Rechte tue, und so wie das mitunter dargestellt wird, klingt das wie eine spezielle Form von iranischer Demokratie.

Doch beruhigen kann das nicht, ganz im Gegenteil. Dies ist schließlich ein Land, das schon bald über Atomwaffen verfügen wird. Da möchte man schon wissen, wer den Finger am Drücker hat - die linke oder die rechte Hand.

© SZ vom 23.03.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: