Zwischenfall bei Marine:Gericht stellt Prozess wegen Meuterei ein

Marinesoldaten wegen Meuterei vor Gericht

Marinesoldaten stehen wegen Meuterei in Rostock vor Gericht.

(Foto: dpa)

Marinesoldaten fesseln und bemalen einen Vorgesetzten - und landen wegen Meuterei und gefährlicher Körperverletzung vor Gericht. Nun wurde der Prozess jedoch wegen geringer Schuld eingestellt. Sogar das Opfer selbst bezeichnet den Vorfall als "kleinen Jungenstreich".

Der Rostocker Prozess gegen sechs Marinesoldaten wegen Meuterei, Körperverletzung und Freiheitsberaubung ist wegen geringer Schuld der Angeklagten eingestellt worden. Der Vorwurf der Meuterei konnte nicht bewiesen werden, urteilte das Amtsgericht am Dienstagabend nach mehr als neunstündiger Verhandlung.

Die Soldaten sollen laut Anklage im Februar während eines Auslandseinsatzes im Hafen von Beirut einen höherrangigen Unteroffizier thailändischer Abstammung mit einem fünf Zentimeter breiten Klebeband an einen Tisch gefesselt haben. Anschließend hätten sie ihm mit einem wasserunlöslichen Stift unter anderem "Hier wohnen die Mongos" auf den Unterschenkel geschrieben.

Obwohl der Geschädigte thailändische Vorfahren hat, gibt es nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft keinen rassistischen Hintergrund. Angeblich hatte der angegriffene Bootsmann zuvor die unteren Dienstgrade selbst als "Mongos" bezeichnet. Für diese als Beleidigung empfundene Titulierung wollten sich die sechs Angeklagten laut Anklage später revanchieren.

Offiziere in der Kammer, Mongos im Deck

Demnach habe ein Offizier bei einer Einlaufmusterung, bei der die gesamte Besatzung antritt, den Bootsmann gefragt, wo Offiziere und Mannschaften schlafen. Darauf habe dieser geantwortet: "Offiziere schlafen in der Kammer, im Deck schlafen die Mongos." Der Bootsmann, der zu diesem Zeitpunkt erst zwei Monate an Bord war, sagte, dies sei eine unbedachte, nicht beleidigend gemeinte Äußerung gewesen. Am Abend holten die sechs Angeklagten den Bootsmann aus seiner Kabine, fesselten ihn mit Klebeband auf einen Tisch und beschrieben seinen Unterschenkel. Ein Obermaat fotografierte den Angriff, bevor ein Wachsoldat dem Angegriffenen zur Hilfe kam.

Alle Angeklagten betonten, dass sie die Aktion, bei der sie teils Schutzmasken trugen, als Spaß angesehen hatten. Der 28 Jahre alte Bootsmann, so der Dienstgrad des Opfers, bezeichnete die etwa fünf Minuten dauernde Aktion selbst als "kleinen Jungenstreich", den er von sich aus nicht gemeldet hätte. Alle Angeklagten hätten sich bei ihm entschuldigt.

Die Soldaten müssen eine Geldbuße - meist in Höhe eines Monatsgehalts - zahlen und auch mit einem Disziplinarverfahren rechnen. Den Vorwurf der Meuterei hatten die Angeklagten zurückgewiesen. Beim Meutern gehe es darum, ein Schiff in die Gewalt zu bekommen. Laut Gesetz wird aber auch ein körperlicher Angriff auf Vorgesetzte so gewertet.

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