Zwickauer Terrorzelle:Verfassungsschutz soll Details über Neonazis gekannt haben

Schon im Frühjahr 1999 sollen Verfassungschützer in Thüringen und Sachsen verlässliche Informationen gehabt haben, dass sich das Neonazi-Trio Zschäpe, Böhnhardt und Mundlos in Chemnitz versteckt hielt. Einem Magazinbericht zufolge soll es sogar konkrete Hinweise auf bewaffnete Überfälle gegeben haben. Das gehe aus einem geheimen Untersuchungsbericht hervor.

Der Verfassungsschutz in Thüringen und Sachsen war offenbar wesentlich besser über die drei untergetauchten Neonazis Zschäpe, Böhnhardt und Mundlos informiert als bislang bekannt. Wie der Spiegel berichtet, sollen die Beamten bereits im Frühjahr 1999 gesicherte Hinweise gehabt haben, dass sich das Trio in Chemnitz versteckt hielt.

Das Haus in der Zwickauer Frühlingsstraße, in dem das Neonazi-Trio lebte: Schon früh sollen die Verfassungschützer detailliert über die kriminellen Machenschaften der drei Terroristen Zschäpe, Böhnhardt und Mundlos informiert gewesen sein. (Foto: dpa)

Das Magazin zitiert aus einem geheim gehaltenen Untersuchungsbericht des Bundesamtes für Verfassungsschutz, der kurz vor Weihnachten an die Bundesregierung ging.

Bei den Ermittlern "verdichteten sich spätestens seit Mitte 1999 die Informationen, dass sich die Gesuchten im Raum Chemnitz aufhalten sollen", heiße es in dem Papier. Besonders dicht dran seien die Beamten beispielsweise bei einer Observierungsoperation im Frühjahr 2000 gewesen. Sie führte die Verfassungsschützer demnach zu einer Wohnung, in der zwei mutmaßliche Unterstützer der Untergetauchten wohnten. Auch Zschäpe und Böhnhardt sollen dort zu Besuch gewesen sein.

Aus dem Untersuchungsbericht ergeben sich dem Bericht zufolge auch Anhaltspunkte, dass der Verfassungsschutz schon früh Hinweise darauf hatte, dass die Neonazis im Untergrund kriminell aktiv waren: Ein inzwischen in Untersuchungshaft sitzender Rechtsextremist habe gegenüber einem V-Mann eine Geldspende mit dem Hinweis abgelehnt, dass "nach seinen Informationen" Zschäpe, Böhnhardt und Mundloch kein Geld mehr brauchten, weil sie "schon so viele Aktionen gemacht hätten". Das Bundesamt für Verfassungsschutz geht deshalb davon aus, dass er zumindest zeitweise über die kriminellen Machenschaften des Neonazi-Trios informiert war.

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