Zwickauer Neonazi-Zelle:Urlaub vom Terror

Beate Zschäpe mit Kopftuch, Uwe Mundlos mit Surfbrett, die drei Neonazis im Wohnmobil: Das Bundeskriminalamt veröffentlicht Ferienfotos des Zwickauer NSU-Trios und hofft auf Hinweise aus der Bevölkerung.

Hans Leyendecker

Fotos von Urlauben an der Ostsee und Bilder von Mountainbikes sollen die Öffentlichkeitsfahndung im Zusammenhang mit der Zwickauer Terrorzelle wieder in Gang bringen. Die braune Zelle hat zwischen 2000 und 2007 neun Migranten und eine Polizistin ermordet. Die Mörder reisten mit Wohnmobilen an und radelten dann mit Mountainbikes zu den Tatorten.

Ein Bild zeigt die mutmaßliche Terroristin Beate Zschäpe. Als die Aufnahme 2004 gemacht wurde, war sie 29 Jahre alt, sie schaut auf dem Bild jünger aus. Im Wohnmobil daneben hockt sie mit dem Terroristen Uwe Böhnhardt, ihrem Freund, der auch gern mit dem Boot aufs Wasser fuhr. Auf dem vierten Foto, das vermutlich aus dem Jahr 2009 stammt, ist das Trio komplett: Die Drei machten, wie so oft, Urlaub auf dem Campingplatz "Wulfener Hals" auf der Ostseeinsel Fehmarn. Uwe Mundlos schaut einigermaßen fröhlich in die Kamera. Urlauber aus Niedersachsen haben das Foto gemacht.

Die neue Öffentlichkeitsfahndung des Bundeskriminalamts und der Bundesanwaltschaft, die am Dienstag gestartet wurde, läuft auf mehreren Schienen: Das BKA aktualisierte im Internet seinen Fahndungsaufruf und auch seinen Auftritt in Facebook. Eine spezielle Aktion lief am Dienstagmorgen im sächsischen Glauchau an. Neben einer Postwurfsendung an alle Haushalte werden Beamte des BKA und der sächsischen Polizei in den nächsten Tagen Handzettel an Passanten verteilen.

Es gibt Hinweise, dass das Trio, das in den letzten Jahren in der Zwickauer Frühlingsstraße lebte, häufiger nach Glauchau geradelt ist. Das Städtchen liegt etwa 23 Kilometer entfernt von Zwickau. Ob sie in Glauchau oder Umgebung Bekannte hatten oder ob es in der Kreisstadt möglicherweise sogar ein Ausweichquartier der braunen Bande gab, ist noch unklar.

Es hat immer wieder Vermutungen gegeben, dass Mundlos, der mit den beiden anderen im Januar 1998 untergetaucht war, für kurze Zeit mal ausgezogen ist. Auch gibt es Vermutungen, dass zumindest einer der Drei möglicherweise in der Nähe von Zwickau gearbeitet hat. Die jüngste große Öffentlichkeitsfahndung der Ermittler, die vor einigen Monaten anlief, hat wenig neue Erkenntnisse gebracht.

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