Zwei Wochen nach der Wahl:Powell verlässt die Regierung Bush

"Es ist die Zeit gekommen, mich meinem Privatleben zu widmen", schrieb Powell in einem Brief an den US-Präsidenten. Er sei froh, Irak und Afghanistan befreit zu haben und lobte George W. Bush. Auch drei weitere Minister traten zurück.

Knapp zwei Wochen nach der Wiederwahl von US-Präsident George W. Bush ist dessen Außenminister Colin Powell zurückgetreten.

Zwei Wochen nach der Wahl: Die Scheidenden (von links oben im Uhrzeigersinn): Colin Powell, Energieminister Spencer Abraham, Erziehungsministerin Rod Page und Landwirtschaftsminister Ann Veneman.

Die Scheidenden (von links oben im Uhrzeigersinn): Colin Powell, Energieminister Spencer Abraham, Erziehungsministerin Rod Page und Landwirtschaftsminister Ann Veneman.

(Foto: Foto: Reuters)

"Ich glaube, dass nun, wo die Wahlen vorüber sind, die Zeit gekommen ist, als Außenminister zurückzutreten und mich meinem Privatleben zu widmen", schrieb Powell in einem Brief an Bush.

Auch Energieminister Spencer Abraham, Erziehungsminister Rod Paige und Landwirtschaftsministerin Ann Veneman reichten ihren Rücktritt ein. Bush nahm die Demissionen der vier Politiker an.

Der britische Premier Tony Blair würdigte Powell, der bis zur Ernennung seines Nachfolgers im Amt bleiben wird, als "bemerkenswerten Mann".

"Freundschaft, selbst in schwierigsten Zeiten"

Bundesaußenminister Joschka Fischer hat seinen scheidenden amerikanischen Amtskollegen Colin Powell als stets zuverlässigen Partner bezeichnet. Dafür gebühre Powell Dank, sagte Fischer am Montag in New York Reportern. "Ich wünsche ihm alles Gute."

Die Kooperation mit Powell sei "nicht nur von Professionalität, sondern auch von Freundschaft" geprägt gewesen. "Selbst in schwierigsten Situationen war es immer eine sehr sachliche und sehr offene Zusammenarbeit."

In seinem Brief an Bush schrieb Powell weiter, er sei "froh, einer Mannschaft angehört zu haben, die den globalen Krieg gegen den Terror begann" und "das afghanische und das irakische Volk befreite".

Powell lobt Bush

Powell lobte Bush als "die Triebkraft unseres Erfolges" und dankte dem Präsidenten für die "Ehre und das Privileg", ihm zu dienen. Der 67-Jährige bot dem Präsidenten an, so lange im Amt zu bleiben, bis ein Ersatz gefunden sei.

Dem Weißen Haus zufolge soll Powell bleiben, bis der US-Senat eine Nachfolgeregelung gebilligt hat. Wer den Posten übernehmen soll, wollte Präsidentensprecher Scott McClellan nicht sagen.

Von den US-Medien gehandelt wurden unter anderen die Nationale Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice, UN-Botschafter John Danforth, Vize-Verteidigungsminister Paul Wolfowitz, und der Nahostbeauftragte im Weißen Haus, Elliott Abrams. Rice hat offenbar die besten Chancen auf das Amt.

Der Rücktritt des Außenministers, der sich in den vergangenen Jahren teilweise harte Auseinandersetzungen mit den "Falken" in der Bush-Regierung geliefert hatte, war von vielen erwartet worden.

Neubesetzungen auch in anderen Ministerien

Auch die Neubesetzungen der drei anderen nun vakanten Posten im Kabinett sollten nach Angaben von Präsidentensprecher McClellan noch nicht am Montag bekanntgegeben werden. Bereits in der vergangenen Woche hatten Justizminister John Ashcroft und Handelsminister Don Evans ihre Rücktritte erklärt.

In einer von Downing Street veröffentlichten Erklärung betonte Blair, Powell sei über eine lange Zeit "ein guter Freund" Großbritanniens gewesen. Der britische Außenminister Jack Straw nannte den 67-Jährigen "sehr, sehr sympatisch" und einen "großen Staatsmann".

Powell, der in den USA zu den populärsten Politikern gehört, wurde in Washington schon seit längerem nachgesagt, er sei amtsmüde. Der Vietnamveteran und frühere Vier-Sterne-General galt als Wortführer der moderaten Kräfte in der Bush-Regierung. In den vergangenen Jahren hatte er sich nach Insiderberichten immer wieder Grabenkämpfe mit den Hardlinern um Vizepräsident Dick Cheney, Verteidigungsminister Donald Rumsfeld und dessen Stellvertreter Wolfowitz geliefert.

Vergebliche Warnungen

Auch vor der Invasion im Irak soll Powell gewarnt haben. In einem Auftritt vor dem UN-Sicherheitsrat im Februar 2003 hielt er dann aber im Auftrag Bushs ein Plädoyer für die Militäraktion gegen den damaligen irakischen Machthaber Saddam Hussein - wobei sich das von ihm als Argumentationshilfe verwendete Material über die angeblichen irakischen Massenvernichtungswaffen im Nachhinein als großteils nicht stichhaltig erwies.

Powell, der mehr als drei Jahrzehnte in der US-Armee diente und im Golfkrieg von 1991 Generalstabschef der US-Streitkräfte war, war der erste Afroamerikaner auf dem Posten des Außenministers.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: