Zuwanderer:Deutschland-Experten

Wie Migranten helfen könnten, Migranten zu integrieren - und einige Einheimische gleich mit.

Von Bernd Kastner

Erneut liefert die Statistik eine Zahl, die groß ist wie nie: Knapp zwei Millionen Ausländer sind im vergangenen Jahr zugewandert - das bedeutet eine enorme Herausforderung. Gut neun Millionen Migranten leben jetzt in Deutschland - das birgt eine große Chance. Denn viele der Noch-Nicht-Deutschen sind längst Deutschland-Experten und wissen, wie die Einheimischen ticken. Diese Erfahrung gilt es stärker zu nutzen.

Warum setzt man Migranten nicht gezielt ein: als Kulturmittler, als Lotsen zum Miteinander? Das beginnt mit Dolmetschen im Asylheim und endet nicht damit, Neuangekommenen nach dem Umzug in die eigene Wohnung die Mülltrennung zu erklären. Und dass eine Haftpflichtversicherung viel Ärger vermeiden hilft, falls das Kind mal mit dem Fahrrad an Nachbars Auto entlangschrammt. Ja, so banal beginnt Integration.

Mit solcher Alltagsnachhilfe verringern die Deutschland-Experten ganz automatisch die Distanz zu den Neu-Deutschen. Als Vorbilder im Wortsinne helfen sie auch mit, eine Kluft in der Gesellschaft zu überwinden. Geschickt eingesetzt könnten die ausländischen Kulturmittler ganz nebenbei jene Deutsche an die Hand nehmen, denen ihre Heimat fremd geworden ist ob der vielen Zuwanderer. Diese Gruppe muss dringend in die Gegenwart gelotst werden, in der die Herkunft Nebensache ist. Auch viele Deutsche gilt es zu integrieren.

© SZ vom 22.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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