Das Mädchen und der Alte - wäre ja Stoff genug für einen Roman. Die beiden aber haben Geschichte geschrieben, selbst wenn es nur Beziehungsgeschichte war. Er: Kanzler der Einheit, Förderer, politische Vaterfigur, Vorgänger. Sie: Schülerin, Protegé, Nachfolgerin. In diese Beziehungskiste eingebettet war die schnelle West-Karriere der protestantischen, ostdeutschen Frau, ihre Faszination für das politische Urvieh, ihr Fleiß und auch die Tränen, die sie an Kohls Kabinettstisch vergoss. Angela Merkel (Foto: Reuters) ist die beste Schülerin, die Helmut Kohl je hatte. Keiner hat einen vergleichbaren Instinkt für den richtigen Zeitpunkt, Dramaturgie, Mehrheiten entwickelt. Aussitzen? Schweigen? Zum richtigen Moment zupacken? Kann Merkel. Als sie es tat, am 22. Dezember 1999, in einem Beitrag in der Frankfurter Allgemeinen, war Kohl bereits angeschlagen. Ihr Trennungsaufruf an die CDU war gleichzeitig eine Verpflichtungserklärung für die Partei: auf die neue Vorsitzende. Kohl hat es hingenommen - ein Zeichen des Respekts.