Zum 70. Geburtstag von Bill Clinton:Warum Hillary Clinton in Bills Heimat keine Chance hat

Bill Clinton hat seinen Heimatstaat Arkansas auf die nationale Bühne geholt. Doch für die aktuelle Kandidatin der Demokraten interessiert man sich dort nicht.

Gastbeitrag von Claire Williams, Little Rock

William Jefferson Blythe wurde vor 70 Jahren als Sohn einer 23-jährigen Witwe im US-Bundesstaat Arkansas geboren. Sein Vater war drei Monate vor der Geburt gestorben. Der Junge wuchs in den Südstaaten auf, wo Rassentrennung zum Alltag gehörte und die Wirtschaft von armen Bauern abhängig war. Als er seinen Bundesstaat verließ, um Amerikas 42. Präsident zu werden, hatte er in Arkansas bereits als Gouverneur gedient und eine Frau geheiratet, die später selbst Präsidentschaftskandidatin werden sollte. Und sich umbenannt: in Bill Clinton.

Seit etwa einem Jahr wohne ich in Little Rock, der Hauptstadt des Bundesstaates Arkansas. Meine Wohnung ist nur wenige Blocks von der gemeinsamen Wohnung von Bill und Hillary entfernt. Die erste Wohnung der Clintons war ein kleines Steinhaus in der Nähe des Campus der University of Arkansas, wo Bill als junger charismatischer Jura-Professor gearbeitet hat.

Arkansas und Little Rock sind selten in den internationalen Schlagzeilen. Der Bundesstaat liegt im Landesinneren zwischen dem Ozark-Plateau und dem Flachland des Mississippi-Deltas. Landwirtschaft ist immer noch der stärkste Wirtschaftszweig, man ist weit weg von den Finanzstandorten an der Ostküste oder dem mächtigen Politapparat in Washington D.C.

Inzwischen sind in Arkansas Milliardäre und Firmen ansässig

Für die Amerikaner, vor allem für jene, die an der Ostküste leben, ist Arkansas Provinz, bekannt für Bill Clinton, aber nicht viel mehr. Ich wurde 1992 geboren, im selben Jahr, in dem Clinton Präsident wurde. Die Kreise, in denen die Clintons verkehrten, gehörten nun zu den mächtigsten und reichsten Menschen des Landes. 70 Jahre nach Bill Clintons Geburt hat sich Arkansas von einem armen Bundesstaat im Süden zu einem leisen, aber mächtigen Akteur in der Wirtschaft und Politik der USA entwickelt.

Inzwischen sind in Arkansas Self-Made-Milliardäre und Firmen ansässig, die auf der Fortune 500 Liste stehen. Die ländliche, arme Wählerschaft in Arkansas hat eine neue Sorte von Politikern an die Macht gebracht, die eine republikanische und konservative Agenda in Washington D.C. vertreten. Diese Politiker müssen sich kaum vor Protesten ihrer Wähler fürchten, die zu 86 Prozent der weißen Mehrheit angehören.

In Arkansas haben sie seit Bill Clintons Kandidatur nicht mehr mehrheitlich für einen demokratischen Präsidentschaftskandidaten gestimmt. Sie werden das vermutlich auch jetzt nicht tun, wo der Name der demokratischen Anwärterin Hillary Clinton lautet. Sie ist zuletzt selten in den konservativen Südstaat gekommen.

Bill Clinton war ein anderer Typ Mensch, als er noch in Arkansas lebte

From the Files Package 'Hillary Clinton Announces Presidential Bid'

Hillary und Bill Clinton - ein Ehepaar, das sich mit der Zeit von Arkansas entfremdet hat.

(Foto: REUTERS)

Arkansas, das man kann so grundsätzlich sagen, interessiert sich nicht für seine frühere First Lady. Hillary Clinton ist eine entschlossene, gebildete Frau, die in der ersten Zeit nach der Hochzeit mehr Geld als ihr Mann verdient hat. Und das zu einer Zeit, in der die meisten Politikerfrauen ihren Ehrgeiz heruntergeschraubt haben. Sie folgte ihrem Mann aus einem Vorort von Chicago nach Arkansas.

Nachdem Bill Clinton als Gouverneur von Arkansas nicht wiedergewählt wurde, suchten seine Berater die Verantwortung dafür auch bei seiner Ehefrau: Sie hatte beharrlich darauf bestanden, ihren Mädchennamen Rodham zu behalten. Als Bill erneut für das Amt kandidierte, hatte sie ihren Namen dann aber bereits in Clinton geändert.

Bill Clinton war ein anderer Typ Mensch, als er noch in Arkansas lebte. Die Geschichten, die Barkeeper und Geschäftsleute über ihn erzählen, zeichnen das Bild eines biertrinkenden Mannes, der in örtlichen Kneipen Barbecue isst und mit der typisch scharfen Zunge eines Südstaatlers spricht. Bill Clinton hat das während seiner Präsidentschaft fallen gelassen. Nach gesundheitlichen Problemen hat er sich außerdem eine gesündere Ernährung verordnet.

Der Bandenkrieg gehört der Vergangenheit an

Auch Arkansas hat sich verändert, seit das wohl berühmteste Ehepaar des Bundesstaates in Richtung Weißes Haus aufgebrochen ist. In weiten Teilen von Arkansas gibt es heute keine Menschen mehr, die hier geboren sind und den Aufstieg geschafft haben, so wie Bill Clinton. In den Ballungsräumen ähnelt der durchschnittliche Bürger von Arkansas eher mir oder eben Hillary Clinton: sozial aufsteigende Zuzügler, die von sonstwo hierher gekommen sind, aus beruflichen oder privaten Gründen. Die Geschäftsleute, mit denen die Clintons früher hier zu tun hatten, haben so viel Reichtum angehäuft, dass sie zu den wohlhabendsten der Nation gehören. Sam Walton von Walmart ist so einer. Oder Don Tyson, dessen Familie einer der weltweit größten Landwirtschaftsbetriebe gehört.

Über die Autorin

Claire Williams arbeitet als Journalistin für die Tageszeitung Arkansas Democrat-Gazette. Sie ist Stipendiatin des Arthur F. Burns Fellowship, einem deutsch-amerikanischen Journalistenaustausch, und schreibt in diesem Rahmen für die Süddeutsche Zeitung.

Das Häuschen aus Naturstein und Bills grün gestrichenes Elternhaus im kleinen Städtchen Hope sind inzwischen Museen. Wenn Bill Clinton Little Rock besucht, nächtigt er in einem großen und modernen Appartement im Dachgeschoss der Präsidentschafts-Bibliothek im wiederbelebten Stadtkern. Zwar ist die Kriminalitätsrate in Little Rock verglichen mit anderen amerikanischen Städten noch immer recht hoch, aber die Stadt wird heute nicht mehr vom Bandenkrieg beherrscht. Mit diesem Problem kämpfte Clinton noch zu seiner Zeit als Gouverneur.

Bill Clintons Name steht in Arkansas auf Straßenschildern, an Museen und Bibliotheken. All das ist die Anerkennung für einen Mann, der den Bundesstaat auf die nationale Bühne gebracht hat. Clinton sagte in seiner Siegesrede 1992, dass alles dort zu Ende gehen wird, wo es begonnen hat. Und: "I still believe in a place called Hope."

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