Zukunft der SPD:Steinbrück bringt sich als Kanzlerkandidat ins Spiel

Ex-Finanzminister Steinbrück signalisiert Bereitschaft, die SPD in den nächsten Bundestagswahlkampf zu führen. Doch manche Genossen reagieren verhalten.

Der frühere Bundesfinanzminister Peer Steinbrück kann sich vorstellen, bei der Bundestagswahl 2013 für die SPD als Kanzlerkandidat anzutreten. "Der Zeitpunkt wird kommen, wo ich mich in Absprache mit zwei oder drei Führungspersönlichkeiten der SPD darüber zusammensetze", sagte der 64-Jährige dem Hessischen Rundfunk, wie der Sender vorab aus einem für Sonntag aufgezeichneten Gespräch mitteilte.

HRE-Untersuchungsausschuss befragt Peer Steinbrück

Offen für die Kanzlerkandidatur: Der ehemalige SPD-Finanzminister Peer Steinbrück könnte sich vorstellen, sich "mit jeder Faser" seines Körpers zu engagieren.

(Foto: dpa)

Steinbrück kündigte für eine mögliche Kandidatur vollen Einsatz an. "Wenn Sie sich entscheiden, für so etwas zu kandidieren, dann mit voller Kraft und mehr als 100 Prozent. Wenn, dann wollen Sie gewinnen und zwar mit jeder Faser Ihres Körpers", zitierte der Sender den früheren SPD-Minister.

Der SPD-Politiker hatte sich nach der Bundestagswahl 2009 aus den Parteigremien zurückgezogen. Auf der politischen Bühne meldete er sich im März mit einer Rede im Bundestag zur Euro-Krise zurück. Sein Auftritt, für den ihm die SPD ihre gesamte Redezeit in der Debatte überließ, wurde viel beachtet. Seither wird über seine mögliche Kanzlerkandidatur spekuliert.

Führende SPD-Politiker nehmen die Debatte zweieinhalb Jahre vor der nächsten Bundestagswahl als willkommenen Beleg dafür, dass man der SPD wieder zutraue, den Kanzler zu stellen. Parteichef Sigmar Gabriel und andere SPD-Spitzenpolitiker hatten Steinbrück als einen denkbaren Kandidaten bezeichnet.

Kritische Reaktionen

Die ersten Reaktionen auf Steinbrücks Äußerungen fielen jedoch kritisch raus. SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles sagte dem Berliner Tagesspiegel am Sonntag: "Selbstausrufungen sind in einer modernen demokratischen Partei wie der SPD aus der Mode gekommen."

Auch Björn Böhning, Sprecher der SPD-Linken, ging auf Distanz zu der von Steinbrück angestoßenen Diskussion. "Debatten um Kanzlerkandidaten bewegen nur die Zeitungen, aber sie bewegen die Menschen nicht", sagte Böhning derselben Zeitung.

SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier verteidigte indes die Äußerungen Steinbrück. "Ich habe zufällig genau hingehört, was Peer Steinbrück gesagt hat. Erstens: Irgendwann Ende 2012, Anfang 2013 werden wir uns zusammensetzen und einen Vorschlag machen. Zweitens: Der Vorgeschlagene muss es mit jeder Faser seines Körpers wollen. Und in beidem hat er Recht", sagte Steinmeier der Bild am Sonntag.

Gleichzeitig definierte Steinmeier, welche Eigenschaften der nächste Kanzlerkandidat haben muss. "Wer Kanzlerkandidat werden will, muss vor allem Politik können. Gute Persönlichkeitswerte sind kein Schaden, aber nicht die entscheidende Voraussetzung", sagte der laut Umfragen beliebteste Politiker Deutschlands.

Steinbrück selbst erklärte, er hoffe im Übrigen, auch "ein guter Verlierer" sein zu können. Das könne er gut zu Hause üben, wo er seiner Frau regelmäßig beim Scrabble unterliege.

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