Historische Stätten in Trümmern:Die Zerstörungswut des IS

Die Terroristen des sogenannten Islamischen Staates zerstören Teile der Ruinenstadt Palmyra in Syrien - einem der wichtigsten Komplexe antiker Bauten im Nahen Osten. Zuvor haben sie bereits historische irakische Stätten heimgesucht und im Museum in Mossul gewütet.

Von Esther Widmann

15 Bilder

Der Baal-Tempel in Palmyra vor und nach der Zerstörung

Quelle: Reuters

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Terroristen des sogenannten Islamischen Staates haben in der historischen Ruinenstadt Palmyra in Syrien den Baal-Tempel zerstört. Das belegen Satelittenbilder von vor und nach der Sprengung der Anlage.

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Quelle: AFP

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Die Anlage - hier vor dem Angriff - ist die zweite, die die islamistischen Extremisten in den vergangenen Tagen zerstört haben. So bestätigen sich die Befürchtungen, dass die religiösen Fundamentalisten nach antiken Stätten im Irak auch die zum Unesco-Weltkulturerbe zählende, Jahrtausende alte Baukunst Palmyras zerstören würden.

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Quelle: AP

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Bereits am 25. August wurden Aufnahmen veröffentlicht, die zeigen, wie IS-Kämpfer den etwa 2000 Jahre alten Baalschamin-Tempel in de Luft jagten.

A general view shows the temple of Baal Shamin in the historical city of Palmyra, Syria

Quelle: REUTERS

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Der Baalschamin-Tempel - hier vor der Zerstörung - hat wie der Baal-Tempel, ein Triumphbogen und weitere imposante Ruinen Palmyra zu einem der bedeutendsten Komplexe antiker Bauten im Nahen Osten gemacht. Die Anlage war vor dem syrischen Bürgerkrieg ein beliebtes Touristenziel.

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Quelle: AP

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Der Baalschamin-Tempel nach der Sprengung. Die Unesco bezeichnete die Zerstörung der zeitgeschichtlichen Zeugnisse als ein Kriegsverbrechen.

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Quelle: AFP

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Durch ihre Lage an einer der wichtigsten Handelsrouten zwischen dem Römischen Reich, Persien, Indien und China gewann Palmyra in den ersten Jahrhunderten nach Christus stetig an Bedeutung. Nach ihrer Blütezeit wurde die Stadt im Jahr 272 von den Römern zerstört.

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Quelle: AFP

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Palmyra, dessen Bauten griechisch-römische und persische Stile vereint, ist laut der Unesco eine Stätte von "überragendem Wert". Die Unesco erklärte die Ruinen der ehemaligen Handelsmetropole der legendären Königin Zenobia 1980 zum Weltkulturerbe.

Heute leben vor allem sunnitische Muslime in einer gleichnamigen, neben den Ruinen gelegenen Stadt. Sie befindet sich nordöstlich von Damaskus.

Smoke rises due to what activists said was shelling from Islamic State fighters on Palmyra city

Quelle: REUTERS

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Einst war Palmyra ein Knotenpunkt des Handels zwischen Orient und Okzident: Seide, Pfeffer oder Edelsteine bekam man hier, Märkte lockten mit feinster Keramik und Salz. Palmyra galt in seiner Lage zwischen Rom im Westen und dem im 3. Jahrhundert nach Christus zerschlagenen Partherreich im Osten lange Zeit als Lieferant vorzüglicher Waren und als kriegerisch neutrale Pufferzone. Mittlerweile ist das Geschichte.

Nachdem Kämpfer der Terrormiliz Islamischer Staat die syrische Stadt Palmyra im Westen des Landes unter ihre Kontrolle gebracht hatten, wuchs Sorge, dass die IS-Kämpfer nach den antiken Stätten im Irak auch die Baukunst Palmyras zerstören könnten. Auf diesem Bild vom März 2015 sind unweit der Ruinen Gefechte in Palmyra-Stadt zu erkennen.

City of the Sun God

Quelle: U.S. Department of Defense

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Vor den Sprengungen in Palmyra haben IS-Terroristen bereits historische Anlagen im Irak zerstört. Die Stadt Hatra gehörte vom ersten bis zum dritten Jahrhundert nach Christus zum sogenannten Partherreich, das von der Dynastie der Arsakiden beherrscht wurde. Ein nahezu kreisförmiges Gebiet mit einem Durchmesser von zwei Kilometern war mit drei Mauerringen befestigt. Im Stadtzentrum (Bild) befand sich ein ummauerter Tempelbereich von etwa 440 mal 320 Metern. 1951 begannen irakische Archäologen mit der Ausgrabung. Sie legten die Hauptgebäude frei und rekonstruierten sie.

Eine Arbeit, die die Terrororganisation IS zunichte gemacht hat. Kämpfer haben die Überreste der Stadt gesprengt. Wie groß die Zerstörung ist, ist unklar.

ARAB FOREIGNERS TAKE PICTURE IN FRONT OF TEMPLE IN HISTORIC CITY OF HATRA, 350 KM NORTH OF BAGHDAD

Quelle: REUTERS

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Hatra liegt südlich der Stadt Mossul und diente als politisches Zentrum für die Nomaden der weiteren Umgebung sowie als Pilgerzentrum. Der sogenannte Tempel E war dem Gott Maran geweiht, vermutlich eine Form der Anrede des Sonnengottes Schamasch, der in der Stadt verehrt wurde. Das Tor erinnerte an die griechisch-römische Architektur (Foto von 2002).

In this file photo taken July 27, 2005, two temples stand over 1,750 years after the Sassanian empire razed the Mesopotamian city of Hatra

Quelle: Antonio Castaneda/AP

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Der imposanteste Tempelkomplex für Schamasch-Maran, seine Frau Marten - eine Mondgottheit - und deren Sohn Bar-Maren war 115 Meter breit und bis zu 23 Meter hoch. Er bestand aus mehreren nebeneinander liegenden und nach vorne offenen Hallen, sogenannten Iwanen (Foto von 2005).

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Quelle: Philippe Desmazes/AFP

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Säulengänge umgaben die gepflasterten Höfe der Tempel (Foto von 2003).

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Quelle: AP

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In Hatra wurden mehrere hundert Statuen von Königen, Prinzessinnen und Priestern gefunden. Sie wiesen einen ganz eigenen Stil auf. Das Gewand dieser Skulptur ähnelt griechisch-hellenistischen Darstellungen. Die erhobene Hand ist jedoch eine örtliche Besonderheit.

Am 27. Februar veröffentlichte der IS ein Video, das Kämpfer zeigt, die Statuen im Museum von Mossul zerstören. Viele stammten aus Hatra.

IRAQ-ARCHAEOLOGY-NIMRUD

Quelle: AFP

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Auch Nimrud wurde vom IS eingenommen. Der Ort ist eine bedeutende assyrische Ruinenstätte knapp 40 Kilometer südöstlich der vom IS besetzten Stadt Mossul. Nimrud wurde um 1270 v. Chr. gegründet und war zeitweilig die Hauptstadt Assyriens. Der Name der Stadt leitet sich vom biblischen König Nimrod ab. Ausgrabungen brachten im 19. und 20. Jahrhundert Festungsruinen, Tempelanlagen, Obelisken und reich verzierte Reliefs hervor.

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Quelle: AFP

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Anfang März waren die sunnitischen Ultra-Extremisten über Nimrud hergefallen. Wo einst die wohl bestausgestattete und besterhaltene archäologische Stätte Iraks lag, sind heute offenbar nur noch Gruben gefüllt mit Schutt.

© sueddeutsche.de/ewid/anri/fued/flogo/pamu/mcs
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