Zentralrat gegen Ecclestone:Boykott nach Hitler-Lob

Formel-1-Chef Ecclestone bemüht sich nach seinem Hitler-Lob um Schadensbegrenzung - der Zentralrat ruft zum Boykott der Autorennen auf. Politiker Oettinger geht auf Distanz.

Der Zentralrat der Juden in Deutschland fordert die Teams des bevorstehenden Nürburg-Rennens auf, die Zusammenarbeit mit Formel-1-Chef Bernie Ecclestone wegen seiner positiven Äußerungen über Hitler zu boykottieren.

Zentralrat gegen Ecclestone: "Falsch verstanden" oder "unglaublich bösartig": Formel-1-Chef Bernie Ecclestone sorgt für Aufsehen.

"Falsch verstanden" oder "unglaublich bösartig": Formel-1-Chef Bernie Ecclestone sorgt für Aufsehen.

(Foto: Foto: AFP)

"Gerade eine Woche vor dem Start am Nürburgring sollten alle Teams sehr klarmachen: Wer Hitler lobt, katapultiert sich selbst rasant sofort aus der Seriosität heraus", sagte der Vizepräsident des Zentralrats, Dieter Graumann, der Online-Ausgabe des Handelsblattes.

Ecclestone sei "ein übler politischer Geisterfahrer und fährt so die gesamte Formel 1 an die Wand", meinte Graumann. "Kein Team sollte mehr mit ihm zusammenarbeiten. Ein Boykott wäre nun mehr als angebracht."

Dass Ecclestone nun von einem Missverständnis spricht, kommentierte Graumann so: "Der Herr ist entweder strohdumm oder unglaublich bösartig, vermutlich aber beides."

Baden-Württembergs Ministerpräsident Günther Oettinger sagte nun ein Treffen mit Ecclestone ab. "Das hat der Ministerpräsident am Wochenende nach Bekanntwerden der Äußerungen entschieden", sagte Regierungssprecher Christoph Dahl. Eigentlich wollte der CDU-Politiker an diesem Sonntag am Rande des Großen Preises von Deutschland am Nürburgring mit Ecclestone über die Zukunft des Formel-1-Rennens auf dem Hockenheimring verhandeln. Ob das Gespräch in anderer Form stattfinde, sei noch offen, sagte Dahl.

Ecclestone relativierte seine umstrittenen Äußerungen in der Bild-Zeitung. Dort nannte der Brite die Aussagen "ein großes Missverständnis". "Wir haben in dem Interview über Strukturen gesprochen und dass es manchmal gut sein kann, wenn etwas uneingeschränkt und stringent behandelt und entschieden wird", meinte der 78 Jahre alte Milliardär. "Dann bin ich gefragt worden, ob ich denn Diktatoren kennen würde."

Er habe Hitler nicht als positives Beispiel aufgeführt, "sondern lediglich darauf hingewiesen, dass er vor seinen fürchterlichen Verbrechen erfolgreich gegen Arbeitslosigkeit und Wirtschaftskrise gewirkt hat", sagte Ecclestone. Niemals wäre er auf die Idee gekommen, "die Gefühle einer Gemeinschaft zu verletzen. Viele Personen meines engsten Freundeskreises sind Juden. Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich niemals Minderheiten attackieren würde."

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