Zeitungsempfehlungen für Romney:Überzeugt liest sich anders

Kein Slam Dunk für den Favoriten: In Arizona und Michigan empfehlen die wichtigsten Blätter, bei den heutigen Vorwahlen für Mitt Romney zu stimmen - doch begeistert sind die Journalisten von ihm nicht. Dabei stören sie sich gar nicht an dem aktuellen politischen Patzer des Präsidentschaftsbewerbers, sondern an dessen "aufmüpfiger Art".

Matthias Kolb, Washington

Mitt Romney, Rick Snyder

Mitt Romney hat immer noch Probleme, die Parteibasis der Republikaner für sich zu begeistern.

(Foto: AP)

Es ist Tradition in den USA, dass Zeitungen Farbe bekennen. Vor Wahlen raten die Redakteure ihren Lesern, einen bestimmten Kandidaten zu unterstützen und begründen ihre Entscheidung. In Arizona und Michigan empfehlen die wichtigsten Blätter, heute für Mitt Romney zu stimmen - doch vollauf begeistert sind die Journalisten nicht.

Der Arizona Republic begründet sein Votum für Mitt Romney mit dessen Wirtschaftserfahrung: "Er ist am besten geeignet, um die nötigen Reformen durchzusetzen: Das Steuersystem muss geändert, die Staatsschulden müssen reduziert und die Eingriffe des Staates in die Wirtschaft begrenzt werden." Für diese Herausforderung sei Romney der "bei weitem" geeignetste Kandidat, schreiben die Redakteure und verweisen auf seine Arbeit bei Bain Capital, den Olympischen Spielen in Salt Lake City und als Gouverneur von Massachusetts.

Zugleich schwingt deutliche Skepsis mit: Seine Vorstellungen zur Einwanderungspolitik seien falsch und der Versuch, sich als konservativ zu profilieren, durchsichtig. Und im Vergleich zu Amtsinhaber Barack Obama entdeckt der Arizona Republic Defizite: "Es gibt deutlich bessere Redner als Romney in der US-Politik. Die Demokraten scheinen einen solchen zu haben. Und sicherlich zeigen andere Republikaner mehr Leidenschaft für das höchste Amt."

Doch obwohl Romney es noch immer nicht schafft, die Herzen der Basis zu erobern, scheint sein Sieg in Arizona festzustehen: Neben Senator John McCain unterstützt ihn auch Gouverneurin Jan Brewer. Nate Silver, der Chef-Statistiker der New York Times, gibt die Wahrscheinlichkeit eines Romney-Siegs mit 99 Prozent an. Um Michigan muss Romney allerdings noch zittern. Laut Berechnungen der New York Times liegen seine Siegeschancen bei 55 Prozent.

Die Zweifel der Amerikaner an Romney sind immer noch groß - auch in der Detroit Free Press. Eigentlich sollte der 64-Jährige von der Zeitung eine Lobeshymne erhalten, die einem Slam Dunk im Basketball gleiche, schreibt die Redaktion: Er wurde in Michigan geboren, sein Vater George war hier Gouverneur und seine Erfahrung als Manager sei in wirtschaftlich schweren Zeiten ein großes Plus.

Die Journalisten stört auch weniger der aktuellste Patzer: Romney hatte in Detroit, der ärmsten amerikanischen Großstadt erzählt, seine Frau fahre "ein paar Cadillacs". Sie haben vor allem kein Verständnis für seine Haltung zur Rettung der Autoindustrie (Hintergründe dazu in diesem SZ-Text).

Romney habe 2008 "total falsch" in seiner Ablehnung des Bailouts gelegen und weigere sich nun in einer "aufmüpfigen Art", diesen Fehler einzugestehen, schreibt die Redaktion in ihrer Empfehlung. Dies lasse die nötige Souveränität vermissen und wenn er im November im Autostaat Michigan eine Chance gegen Obama, den Retter von Chrysler und GM, haben wolle, müsse er zunächst seine Meinung ändern und dies dann glaubwürdig erläutern.

Dennoch: Obwohl kaum ein Amerikaner bisher sagen könne, wer der "echte Romney" sei und wofür er stehe, hält die Detroit Free Press ihn für den besten republikanischen Kandidaten.

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