USA und al-Qaida:Obamas Angst vor dem "einsamen Wolf"

Veränderte Gefahrenlage: Zehn Jahre nach den Anschlägen vom 11. September 2001 fürchtet US-Präsident Obama das Attentat eines Einzelnen mehr als neue Angriffe des Terrornetzwerks al-Qaida. Auch um die Sicherheit seiner Töchter macht er sich Gedanken.

US-Präsident Barack Obama hält einen Anschlag eines Einzeltäters in den USA derzeit für wahrscheinlicher als eine koordinierte Aktion nach dem Vorbild der Anschläge vom 11. September 2001. In einem Interview des Senders CNN sagte Obama am Dienstag, die Behörden seien wachsam und überprüften mögliche Risiken.

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"Einsamer Wolf" statt al-Qaida: Zehn Jahre nach den folgenreichen Anschlägen vom 11. September 2001 drohe den USA die größte Anschlagsgefahr nicht mehr von dem Terrornetzwerk, sondern eher von einem Einzeltäter, sagt US-Präsident Barack Obama.

(Foto: AFP)

"Das wahrscheinlichste Szenario, vor dem wir derzeit aufpassen müssen, ist mehr die Aktion eines einsamen Wolfes als das eines massiven, gut koordinierten Terrorangriffs", sagte er. Zwar sei die Gefahr eines großangelegten Angriffs von Terroristen nie ganz auszuschließen - "das Risiko besteht immer". Die größte Sorge bereite den Sicherheitskräften derzeit aber ein möglicher Einzeltäter, "irgendjemand mit einer einzigen Waffe, der ein so großes Massaker anrichten kann, wie es unlängst in Norwegen geschehen ist". Dort hatte am 22. Juli ein rassistisch motivierter Einzeltäter bei einem Bombenanschlag in Oslo und einem anschließenden Blutbad auf der Ferieninsel Utøya insgesamt 77 Menschen umgebracht.

Zum bevorstehenden Jahrestags der verheerenden Anschläge vom 11. September 2001 kündigte der US-Präsident trotz allem erhöhte Sicherheitsvorkehrungen an. "Wir bleiben stets auf der Hut", sagte Obama CNN-Moderator Wolf Blitzer in Peosta im US-Staat Iowa. Zugleich verwies er auf die Fortschritte, die in den vergangenen zehn Jahren gemacht worden seien: al-Qaida sei inzwischen eine viel schwächere Organisation als damals.

Mit Blick auf die Schuldenkrise sprach sich der Präsident gegen eine Verfassungsänderung zum Erreichen eines ausgeglichenen Staatshaushalts aus. Dies halte er nur in absoluten Ausnahmesituationen wie etwa einem Krieg für denkbar, sagte Obama. Einnahmen und Ausgaben müssten in Einklang gebracht werden, das sei, was die Bürger wollten. Bereits moderate Änderungen am gegenwärtigen Zustand brächten Fortschritte. "Ideologische Starrheit verhindert, dass wir Fortschritte machen."

Auf die Frage von Moderator Blitzer, wie es sein könne, dass in einem reichen Land wie den USA 46 Millionen Bürger auf Lebensmittelmarken angewiesen seien, erklärte der Präsident, dies sei nicht zuletzt der Rezession geschuldet. Gerade deshalb sei es wichtig, dass das Haushaltsdefizit nicht zulasten bedürftiger Menschen zurückgefahren werde.

Die USA seien der Brotkorb der Welt, doch seien die Einkommen ungleich verteilt, und die Löhne und Gehälter seien zuletzt nicht mehr gestiegen. Deshalb müsse das Land in seine Menschen, in Innovation und in Infrastruktur investieren.

Obama zeigte sich zuversichtlich, bei der Wahl im November 2012 wiedergewählt zu werden. Auf die Frage, welches Geschenk seine 13 und zehn Jahre alten Töchter Malia und Sasha erwarten können, wenn er im Amt bestätigt werden sollte, antwortete der Präsident scherzhaft: "Wenn ich wiedergewählt werde, werden wir weiter von Leibwächtern bewacht, so dass Jungs, wenn sie meinen Mädchen den Hof machen, von Männern mit Waffen umzingelt sein werden."

Obama ist gerade auf einer dreitägigen Bustour durch den Mittleren Westen der USA.

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