ZdK:Katholiken stellen sich hinter Merkel

Das wichtigste Laiengremium in der Kirche unterstützt die Flüchtlingspolitik der Kanzlerin. Die von der großen Koalition geplante Beschränkung des Familiennachzugs stößt aber auf Ablehnung.

Von Matthias Drobinski

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) unterstützt die Flüchtlingspolitik von Bundeskanzlerin Angela Merkel und wendet sich gegen weitere Beschränkungen beim Familiennachzug. Thomas Sternberg, der neue Präsident des Dachverbands der katholischen Verbände und Diözesanräte und nordrhein-westfälische CDU-Landtagsabgeordnete, erklärte, das ZdK halte den Kurs der Kanzlerin für richtig. In einer Erklärung fordern die katholischen Laien, das Recht auf Familiennachzug von Flüchtlingen und Migranten in der jetzigen Form beizubehalten.

"Den schon jetzt streng reglementierten Familiennachzug noch weiter zu begrenzen und den Ehepartnern und Kindern der Geflüchteten die Einreise nach Europa und damit den Schutz vor Krieg und Gewalt zu verwehren, widerspricht zutiefst unserer christlichen Überzeugung", heißt es in der Erklärung. Die Familie sei "unbedingt zu stärken und zu schützen", erst recht wenn sie "von Krieg, Terrorismus und Verfolgung bedroht" sei. Wenn viele Männer allein nach Europa kämen, wollten sie nicht ihre Familien verlassen, sondern "diese möglichst bald nachholen und damit auch in Sicherheit bringen".

In einem Grundsatzreferat rief ZDF-Chefredakteur Peter Frey die Katholiken auf, verstärkt ihre gesellschaftspolitische Verantwortung wahrzunehmen. Mit der "Latte-Macchiato-Biedermeierlichkeit", die lange das Lebensgefühl der Deutschen bestimmt habe, sei es spätestens mit der Flüchtlingskrise und der jüngsten Anschlagserie vorbei. In dieser Lage bräuchte die Welt die Kirchen "als versöhnende, verbindende Kraft" und "mehr denn je als Vergewisserungsinstanz, die Hinweise darauf gibt, wie wir mit den sich verschärfenden Spannungen in unserer eigenen Gesellschaft umgehen sollen".

Auch ZdK-Präsident Sternberg sagte, die katholischen Verbände müssten sich stärker in die politischen Debatten einmischen. In jüngster Zeit hätte er den Eindruck gehabt, das Zentralkomitee äußere sich sehr oft zu innerkirchlichen Fragen, während die Bischofskonferenz mehr Politik betreibe - besser sei es aber andersherum. Sternbergs Vorgänger Alois Glück rief die 220 Delegierten dazu auf, Menschen für die Mitarbeit und Verbänden und Parteien zu gewinnen - die Demokratie lebe nicht nur von Debatten im Internet. Die Delegierten verabschiedeten Glück mit minutenlangem Applaus.

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