Von Stanisław Jerzy Lec, dem polnischen Autor, stammt die lakonische Bemerkung: "Wer den Himmel auf Erden sucht, hat im Erdkundeunterricht geschlafen." Ähnlich ist es mit all den postfaktischen Populisten, die mit einem Brett oder Parteibuch vor dem Kopf die tatsächliche Welt nicht sehen (wollen). Dabei gibt es hierzulande wahrlich genug Möglichkeiten, sich über das politische Geschehen zu informieren. Mit dem Weltalmanach zum Beispiel ist man stets im sicheren Hafen. Er ist das enzyklopädische Flaggschiff des Fischer-Taschenbuch-Verlages, das seit 1959 jährlich vom Stapel läuft. "Zahlen, Daten, Fakten" steht wieder programmatisch auf dem Bug des voluminösen Dampfers. Gegen einen Aufpreis von zwölf Euro führt er ein elektronisches Beiboot mit. Das ist eine umfangreichere Almanach-Edition auf einer CD-ROM; sie bietet Übersichtskarten zu sämtlichen Länderportraits und circa fünfhundert Politiker-Biografien. Außerdem ermöglicht ein vorneweg gedruckter Code den Zugang zur Online-Datenbank der Redaktion. Dort bekommt man aktualisierte Beiträge, eine interaktive Weltkarte, viele statistische Momentaufnahmen. Der Passagier wird also multimedial mitgenommen auf eine Lese-Reise um den Globus.
Wenn es um Deutschland, seine sechzehn Bundesländer und die restlichen 195 Staaten der Erde geht, ist dies immer noch das beste Kompaktkompendium. Zuverlässiger verfasst als das Web-Lexikon Wikipedia, dessen Mitarbeiter ja gelegentlich aus dem Weltalmanach zitieren - umgekehrt ist dies nicht der Fall. Alphabetisch geordnet von Afghanistan bis Zypern werden hier redaktionell abgesicherte Zahlen und Fakten genannt, um die jeweilige Infrastruktur, die politische und wirtschaftliche Situation zu charakterisieren. Unterschiedlich lange Chroniken liefern den zeitgeschichtlichen Hintergrund dazu; bei Syrien etwa sind es sechs Seiten, bei den USA gar zehn. Zusätzlich ist der Almanach durchsetzt mit kleinen Dossiers zum diesjährigen Schwerpunktthema Sicherheit. Deshalb liest man im Länderteil zum Beispiel genauere Erklärungen über den islamistischen Terror in Indonesien, über das organisierte Verbrechen in Mexiko, über "Gewalt und Vertreibung in Ostkongo" oder im Kapitel "Internationale Organisationen" Angaben zum Bündnisfall der Nato.
Wer den solide gefertigten Weltalmanach aufblättert, hat einen politischen Kompass vor sich. Und es ist ja immer gut zu wissen, wo's global langgeht. Denn Stanisław Jerzy Lec hat auch damit recht: "Hinter jeder Ecke lauern ein paar Richtungen."
Werner Hornung ist Mitverfasser des Handbuchs "Von Jahr zu Jahr" (Cornelsen-Verlag, 1997).