Yanomami-Indianer in Venezuela:Goldsucher sollen 80 Ureinwohner massakriert haben

Zurück blieben verkohlte Leichen: Goldgräber im Amazonas-Becken haben offenbar ein Dorf der Yanomami-Indianer ausgelöscht. Dem Verbrechen ging wohl der Streit um eine Frau voraus.

An Yanomami-Indianern im Amazonas-Becken ist nach Angaben der Volksgruppe ein Massaker verübt worden. Wie jetzt erst bekannt wurde, soll die Yanomami-Gemeinschaft in der venezolanischen Grenzregion zu Brasilien schon Anfang Juli angegriffen worden sein. Demnach wurde die Bevölkerung eines Dorfes fast vollständig ausgelöscht.

Yanomami Indianer Brasilien

Angehörige eines Yanomami-Stammes in Brasilien (Archivaufnahme von 1998)

(Foto: Reuters)

Wie viele Menschen genau getötet worden seien, wisse er nicht, sagte Yanomami-Führer Luis Shatiwe Ahiwei zur Nachrichtenagentur AFP. Die Garimpeiros genannten Goldschürfer aus Brasilien hätten im abgelegenen Momoi-Gebiet im südlichsten Ende Venezoelas die Indianer mit einem Helikopter angegriffen und ihr rundes Gemeinschaftshaus angezündet. Die Opfer seien bis zur Unkenntlichkeit verbrannt.

Nur drei Indianer hätten überlebt, weil sie auf der Jagd gewesen seien, erklärte Linda Poppe von Survival International, einer Organisation, die sich für die Rechte indigener Völker einsetzt. Sie hätten die Leichen gefunden und über das Massaker berichtet. "Die Überlebenden berichteten von Schüssen und Explosionen", sagte Poppe zu Süddeutsche.de. "In dieser Region ist es keine Seltenheit, dass Dynamit eingesetzt wird".

Yanomami-Anführer Ahiwei zufolge hat die Gewalttat eine Vorgeschichte. Demnach brach der Konflikt einige Tage zuvor aus, als die Goldsucher eine Yanomami-Frau verschleppten und die Ureinwohner sie befreiten. Der Stammesvertreter prangerte das Massaker bei der Staatsanwaltschaft, dem Ombudsmann und der Armee an und forderte die Behörden in Brasilien und Venezuela zur Bildung einer binationalen Untersuchungskommission auf. Die venezolanische Regierung ordnete Ermittlungen an.

Survival International forderte die venezolanischen Behörden auf, die Täter unverzüglich vor Gericht zu bringen. Nur so könnte in der Amazonas-Region ein Zeichen dafür gesetzt werden, "dass Mord an Indianern nicht länger ungestraft" bleibe. Die Schürfarbeiten und die Abholzung müssten aufhören, denn sie führten "zwangsläufig zu Massakern an indigenen Kindern, Frauen und Männern".

Immer wieder geraten Goldsucher und Rinderzüchter in Konflikt mit den indigenen Völkern. Seit Ausbruch der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise schürfen Goldgräber verstärkt im Siedlungsgebiet der Yanomami. "Sie drängen in unser Gebiet, weil der Goldpreis so gestiegen ist", erklärte der Stammesangehörige und Träger des Alternativen Nobelpreises Davi Kopenawa in einem SZ-Interview von 2010. Die Goldsucher schleppen Krankheiten ein und vergiften durch den Einsatz von Quecksilber Wasserläufe. Häufig kommt es zu Übergriffen auf Eingeborenen-Frauen, die, wie im aktuellen Fall, zu schlimmeren Gewalttaten führen.

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