Wurzen bei Leipzig:Achtklässler attackieren Flüchtlingskinder auf dem Schulhof

  • Achtklässer greifen in einer Schule im sächsischen Wurzen ausländische Mitschülerinnen brutal an. Zwei Mädchen werden verletzt.
  • Die Polizei ermittelt nun wegen gefährlicher Körperverletzung.
  • Auch die Schule versucht, die Hintergründe der Tat aufzudecken.
  • Der Polizei zufolge haben zumindest einige der Angreifer einen "offensichtlich rechtsgerichteten" familiären Hintergrund.

Von Barbara Galaktionow

Flüchtlingskinder von Mitschülern angegriffen

Mehrere Kinder von Asylbewerbern sind in einer Schule im sächsischen Wurzen von Mitschülern angegriffen und verletzt worden. Nach Angaben der Polizeidirektion Leipzig wurden am Mittwoch fünf Kinder von einer Gruppe von Achtklässlern bespuckt, mit Steinen beworfen, geschubst und in einer Tür eingeklemmt.

Ein neunjähriges Mädchen erlitt eine Knochenabsplitterung im rechten Arm. Ihr Arm musste eingegipst werden. Ein 14 Jahre altes Mädchen musste mit Quetschungen am Arm ebenfalls vom Notarzt behandelt werden. Die drei anderen Kinder blieben unverletzt.

Roland Schulz von der Sächsischen Bildungsagentur Leipzig (Schulaufsicht) schilderte der SZ die Vorkommnisse so: In der Pause auf dem Schulhof hätten deutsche Jungen mehrere Flüchtlingsmädchen mit Eicheln und Geldstücken beworfen. Als die Mädchen dann in das Schulgebäude flüchteten, habe sich ein Junge an die Klassenzimmertür geworfen und mit dem Fuß dagegengetreten - und die Schülerinnen so eingeklemmt.

Die angegriffenen Mädchen besuchen seit knapp einem Monat eine sogenannte DaZ-Klasse (Deutsch als Zweitsprache) in Wurzen.

Vorgeschichte wird untersucht

Polizeisprecher Andreas Loepki sagte dem MDR am Donnerstagabend, dass es "vorher schon verbale und körperliche Angriffe" auf die Flüchtlingskinder gegeben habe, "ohne dass wir die jetzt schon näher kennen würden".

Roman Schulz von der Bildungsagentur sagte der SZ hingegen, es habe nach bisherigem Wissen gegen die jetzt betroffenen Flüchtlingsmädchen zuvor keine Angriffe gegeben, die über das normale Maß von kleinen Rangeleien oder Kabbeleien auf dem Schulhof hinausgegangen seien. Was am Mittwoch passiert sei, sei auf alle Fälle "absolut inakzeptabel".

Die angegriffenen Mädchen würden am Montag wieder in die Schule kommen, sagte Schulz. Polizeisprecher Loepki hatte zuvor gesagt, dass sie momentan nicht zur Schule gingen, "weil sie sich dort nicht sicher fühlen und ihre Sicherheit nicht weiter gewährleistet ist, zumindest momentan und kurzzeitig".

Strafrechtliche Ermittlungen laufen

Gegen die Täter wird nun auf zwei Ebenen vorgegangen. Zum einen ermittelt die Polizei wegen gefährlicher Körperverletzung gegen die Jugendlichen. Zum anderen untersucht die Schule selbst den Übergriff. Opfer, mutmaßliche Täter sowie deren Eltern werden befragt. Das kann der Polizei zufolge bis zum Schulverweis gehen. Bei der Bildungsagentur möchte man erst das Ergebnis der Befragungen abwarten, bevor man sich zu möglichen Sanktionen äußert.

Wie Polizeisprecher Loepki sagte, schätzten Lehrer und Schulleitung, dass Gespräche mit den Eltern der Angreifer zumindest zum Teil "nicht zweckmäßig, nicht zielführend sind, weil dort offensichtlich ein rechtsgerichteter Hintergrund besteht".

Bildungsagentur-Sprecher Schulz wollte das nicht bestätigten. Er sagte nur, dass die Schule natürlich nicht außerhalb der Gesellschaft stehe, sondern ein Teil von ihr sei. Klar sei, dass ein solches Verhalten wie am Mittwoch in der Schule keinen Platz habe. Schulz fügte hinzu: "Sollte es so sein, dass das Verhalten aufgrund von Einstellungen passiert, die außerhalb der Schule liegen, dann werden wir alles tun, um zu verhindern, dass radikales Gedankengut in die Schule getragen wird."

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