Bundespräsident in Not:Neue Details zu Wulffs Kredit

Wulffs Anwälte gehen in die Offensive und geben neue Details zu dem umstrittenen Kredit der BW-Bank bekannt.

In der Kreditaffäre um Bundespräsident Christain Wulff sind neue Details zu dem umstrittenen Kredit der BW-Bank bekanntgeworden: Nach Informationen der Berliner Zeitung läuft der Kredit, für den Wulff zuletzt 2,1 Prozent Zinsen zahlte, noch bis zum 15. Januar 2012. Das habe Wulffs Anwalt Gernot Lehr auf Anfrage bestätigt.

Nach dem 15. Januar gelte für Wulff ein höherer, für 15 Jahre fest vereinbarter effektiver Zinssatz von 3,62 Prozent. "Diese Umwandlung des Geldmarktkredits in ein längerfristiges Hypothekendarlehen erfolgte im Hinblick auf die zu erwartende Zinsentwicklung", teilte Anwalt Lehr mit.

Die Konditionen für einen Geldmarktkredit orientieren sich an den Zinsen, die Banken verlangen, wenn sie sich untereinander Geld leihen. Diese Zinsen sind variabel und werden immer wieder angepassst. Für private Kreditnehmer kommt aber üblicherweise ein Risikoaufschlag hinzu.

Die Zinskonditionen des Kredits bei der BW-Bank waren für Wulff etwa um die Hälfte günstiger als bei der Immobilienfinanzierung normaler Kunden. Auch die Bedingungen des neuen Kredits bewegen sich im Rahmen für gehobene Privatkunden mit bester Bonität.

BW-Bank hat günstigen Kredit offenbar von sich aus angeboten

Wie die Berliner Zeitung weiter berichtet, hat die BW-Bank von sich aus dem Kunden Wulff den sehr günstigen Geldmarktkredit zur Finanzierung seines Privathauses angeboten hat: "Herrn Wulff ist ein entsprechendes Angebot unterbreitet worden", habe Wulffs Anwalt mitgeteilt.

Auch die Höhe des Kredites hatte in den vergangenen Tagen Anlass zu kritischen Nachfragen gegeben, denn die BW-Bank hatte Wulff 500.000 Euro ausgezahlt, obwohl der Kaufpreis für das Haus nur 415.000 Euro betrug. Ein Kredit weit über dem Verkehrswert der Immobilie ist bei Privatkunden ungewöhnlich und wird meist nur mit erheblichen Risikoaufschlägen und zusätzlichen Sicherheiten gewährt.

Welche Sicherheiten Wulff für den BW-Kredit geleistet haben könnte, war bislang unklar. Wulffs Anwälte präsentieren jetzt eine Erklärung: Demnach habe Wulff im März 2010 die Eigentümergrundschuld seines Grundstücks und seines Privathauses bei Hannover im Wert von 500.000 Euro als Sicherheit an die BW-Bank abgetreten.

Wulffs Anwalt Lehr verweist darauf, dass das Einfamilienhaus "im Anschluss an den Erwerb wertsteigernd renoviert" wurde. Daher ergebe sich der Unterschied zwischen dem ursprünglichen Kaufpreis und der Höhe der Grundschuld. Die Bank habe aber von Anfang an die volle Sicherheit gehabt.

Der Aufsichtsrat der BW-Bank hatte in den vergangenen Tagen Aufklärung darüber verlangt, wie und unter welchen Bedingungen der Kredit an Wulff zustande gekommen war.

Unterdessen haben die niedersächischen Grünen erklärt, dass sie vorläufig keinen Untersuchungsausschuss zur Kreditaffäre des Bundespräsidenten beantragen wollen: "Wir fordern vorerst keinen Untersuchungsausschuss, schließen das aber nicht grundsätzlich aus", sagte Fraktionschef Stefan Wenzel der Bild-Zeitung. Stattdessen werde die Partei im Januar zu den "vielen offenen Fragen" eine Anfrage an die Landesregierung stellen. Erst danach wollten die Grünen entscheiden, welche parlamentarischen Mittel zur Aufklärung der Affäre genutzt werden sollten.

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