Wulff-Freund Groenewold:Bürgschaft für Briefkasten

Neue Vorwürfe gegen David Groenewold: Der Finanzier zahlte 2007 nicht nur eine teure Hotelrechnung für den heutigen Bundespräsidenten Christian Wulff. Er gründete im selben Jahr auch eine Briefkastenfirma - für die das damals von Wulff regierte Niedersachsen eine Millionenbürgschaft übernahm.

Ralf Wiegand, Hamburg

Bei der Firma Waterfalls Productions GmbH, deren Geschäfte die damalige niedersächsische Landesregierung mit einer Bürgschaft über vier Millionen Euro abgesichert hatte, handelte es sich laut Bild am Sonntag um eine Briefkastenfirma. Die Zeitung zitierte einen ehemaligen Geschäftsführer, der angab, Waterfalls Productions habe weder über eingerichtete Büros noch über Mitarbeiter verfügt: "An der Adresse auf dem Expo-Gelände ist nie etwas passiert."

Bundespräsident Christian Wulff

Zählt den Film-Unternehmer David Groenewold zu seinen Freunden: Bundespräsident Christian Wulff

(Foto: AFP)

Gründer der Firma war 2007 der Berliner Unternehmer David Groenewold. Im selben Jahr hat Groenewold eine private Hotelrechnung für den damaligen Ministerpräsidenten Christian Wulff (CDU) auf der Insel Sylt bezahlt. Wulff hatte dort mit seiner heutigen Frau drei Nächte im Hotel Stadt Hamburg in einer Suite verbracht, die Groenewold gebucht und vorab bezahlt hatte. Wulff will das Geld bar zurückgezahlt haben. Die Staatsanwaltschaft Hannover hat mitgeteilt, den Vorgang prüfen zu wollen.

Die Bürgschaft des Landes Niedersachsen für die Firma von Groenewold hätte diesem geholfen, leichter an Kredite zu kommen. Allerdings soll das Unternehmen tatsächlich nie einem Film produziert haben. Im Juni 2010 verschwand die Waterfalls Productions GmbH wieder aus dem Handelsregister des Amtsgerichts Hannover. Das Geld, mit dem das Land Niedersachsen für die Produktionsfirma eingestanden hätte, ist demnach nie zur Auszahlung gekommen.

Bundespräsident Christian Wulff geht derweil seinen Amtsgeschäften nach. Einer Reise nach Helsinki zu einem Treffen von EU-Präsidenten an diesem Wochenende folgt am Montag ein Staatsbesuch in Italien.

Dabei wird ihn erstmals seit zwei Monaten wieder eine Delegation von Wirtschaftsvertretern und Journalisten begleiten, die ihn genau beobachten werden. Öffentlichen Auftritten des Bundespräsidenten kommt größere Bedeutung zu, nachdem sein Ansehen in der Bevölkerung schwer beschädigt ist.

Nach einer Umfrage des ZDF halten inzwischen 48 Prozent einen Rücktritt Wulffs für angebracht - 46 Prozent sind der Meinung, Christian Wulff solle im Berliner Schloss Bellevue bleiben.

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