White House Correspondents Dinner:Derblecken mit Obama

US- Präsident Obama beim White House Correspondents´ Dinner

Herr Präsident macht einen Witz: Barack Obama während seines Auftritts beim Korrespondenten-Dinner in Washington am 3. Mai 2014.

(Foto: dpa)

Endlich darf Washington mal wieder lachen: Beim traditionellen Dinner der Korrespondenten wird US-Präsident Obama nicht nur Opfer des Spotts, sondern teilt selber aus. Die besten Sprüche des Abends.

Von Johannes Kuhn, San Francisco

Was dem Bayern der Nockherberg ist, ist dem Amerikaner das White House Correspondents Dinner (WHCD). Die Abendgala in Washington ist das humoristische Großereignis der Hauptstadt, in der angesichts der eisigen Stimmung zwischen Demokraten und Republikanern Blockade schon lange niemand mehr etwas zu lachen hat.

Das in die Pfanne hauen der politischen Elite übernimmt in den USA jedes Jahr ein anderer Comedy-Star. Doch während in Deutschland kaum vorstellbar wäre, dass Horst Seehofer oder Angela Merkel selbst in die Bütt steigen, versucht sich in Washington auch der Präsident als Kabarettist.

Barack Obama, als lässiger Redner mit Blick für Pointen bekannt, teilte in seinem 20-minütigen Auftritt am Samstagabend im Festsaal des Washingtoner Hilton kräftig aus - traditionell sowohl gegen die politischen Rivalen und die Medien, als auch gegen sich selbst. Eine Auswahl seiner Sprüche:

Obama über...

...den verpatzten Start der Krankenversicherungs-Seite healthcare.gov: "2008 war mein Motto 'Yes, we can', 2013 war es 'Steuerung - Alt - Entfernen'."

...den konservativen Sender Fox News: "Gebt es zu, Fox, Ihr werdet mich vermissen. Es wird sehr viel schwerer werden, die Amerikaner davon zu überzeugen, dass Hillary in Kenia geboren wurde."

...die NSA-Affäre: "In einigen Bundesstaaten ist der Konsum von Marihuana freigegeben worden. Ich hoffe nicht, dass das bei einigen zu der paranoiden Wahnvorstellung führt, die Regierung würde ihre Telefonate überwachen..."

...den Kongress: "Die Republikaner weigern sich weiterhin, die finanzielle Hilfe für Langzeitarbeitslose zu verlängern. Ich verstehe das langsam: Wenn du fürs Nichtstun bezahlt werden möchtest, solltest du die Regeln befolgen und dich in den Kongress wählen lassen."

...die Ukraine-Krise: "Vergangenes Jahr hat Pat Buchanan (konservativer Politiker, d. Red.) gesagt, dass Putin bald den Friedensnobelpreis erhalten wird. Nun ja, den kriegt heutzutage ja jeder."

Die Rede des US-Präsidenten war zudem mit popkulturellen Referenzen gespickt - zum Beispiel diese eingeblendete Fotomontage in Anlehnung an die Serie Game of Thrones ("Mein Job ist ganz normal").

Neben Obama hatte auch US-Vizepräsident Joe Biden seinen Auftritt - in einem Video mit der Vizepräsidenten-Darstellerin Julia Louis-Dreyfus aus der Comedy-Serie Veep.

Obamas Gegenpart übernahm der US-Comedian Joel McHale, bekannt aus der US-Sitcom Community. Dessen kontroverse Witze kamen allerdings nicht bei allen Gästen gut an - er darf seine Mission also als erfüllt betrachten. Eine Auswahl seiner Sprüche.

McHale über...

...Obama: "Die Rechte vergleicht den Präsidenten mit Hitler, Stalin oder Satan. Ich muss allerdings sagen, er sieht viel älter aus."

(zu Obama): "Ihr bester Witz war, als Sie versprochen haben, das Gefangenenlager von Guantanamo zu schließen."

...eine mögliche Kandidatur Hillary Clintons 2016 (und die Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen): "Wir könnten ihr als Präsidentin 30 Prozent weniger bezahlen. Das Geld könnte der Staat gebrauchen!"

...die mögliche Kandidatur von Jeb Bush: "Noch ein Bush im Weißen Haus? Soll der Irak jetzt alle zehn Jahre von Überraschungspartys heimgesucht werden?"

Korrespondenten-Dinner
Problematische Nähe

Seit 1920 gibt es das WHCD, das von der "White House Correspondents' Association" veranstaltet wird. In dieser Organisation haben sich diejenigen Journalisten zusammengeschlossen, die aus dem Weißen Haus und über den Präsidenten berichten.

Inzwischen ist die Veranstaltung ein gesellschaftliches Großereignis, bei dem Politiker, Journalisten, Lobbyisten und seit einigen Jahren vermehrt auch Hollywood-Stars zusammentreffen. Rund um das Dinner gibt es zahlreiche, zum Teil sehr exklusive Partys von Medienunternehmen und Interessensgruppen. Dass eine Veranstaltung von Journalisten inzwischen dem bekannten Washingtoner Hinterzimmer-Geklüngel eine Bühne bietet, kritisieren immer häufiger auch die Korrespondenten selbst.

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