Westjordanland:Jüdische Siedler legen Feuer in Moschee

Lesezeit: 2 min

Überfall nahe Bethlehem: Siedler schänden offenbar ein muslimisches Gotteshaus im Westjordanland und legen Feuer. Das israelische Sicherheitskabinett soll derweil über eine Teilverlängerung des Baustopps diskutieren.

Israelische Siedler haben nach palästinensischen Berichten im südlichen Westjordanland eine Moschee in Brand gesetzt. Einwohner des Dorfs Beit Fadschar südlich von Bethlehem berichteten, eine Gruppe von Siedlern sei in den frühen Morgenstunden in den Ort gekommen. Sie hätten Feuer in dem örtlichen Gebetshaus gelegt.

Brandanschläge jüdischer Siedler auf Moscheen - wie hier im Dezember 2009 - belasten das israelisch-palästinensische Verhältnis. (Foto: REUTERS)

Der Zeitung Jerusalem Post zufolge hätten die Angreifer die Wände der Moschee mit Graffitis in hebräischer Sprache gegen den islamischen Propheten Mohammed besprüht. 15 Ausgaben des Koran und der Teppich der Moschee seien verbrannt, sagte ein Sprecher der Palästinensischen Autonomiebehörde.

Die israelische Zeitung Haaretz schreibt, der Feuerschein habe die palästinensischen Bewohner alarmiert. Daraufhin sei es zu Auseinandersetzungen mit den Einwohnern gekommen. Israelische Soldaten seien hinzugekommen und hätten die Siedler gezwungen, das Dorf wieder zu verlassen. Die Siedler seien nach der Tat in einem weißen Auto geflüchtet.

Laut Haaretz stammen sie offenbar aus der nahegelegenen Siedlung Gush Etzion. Die Palästinensische Autonomiebehörde verurteilte die Tat scharf als "ernsthafte Eskalation der Gewalt seitens der Siedler".

Das israelische Militär sprach von einem sehr schwerwiegenden Vorfall, der so schnell wie möglich aufgeklärt werde. In den vergangenen Monaten war es schon mehrmals zu Brandanschlägen von Siedlern auf Moscheen im Westjordanland gekommen. Bislang wurde niemand dafür belangt.

Israel kontrolliert seit 1967 das Westjordanland, wo etwa eine halbe Million jüdische Siedler wohnen. Die Friedensverhandlungen zwischen den Palästinensern und Israel stocken erneut, seit vor einer Woche ein israelisches Bau-Moratorium für weitere Wohnungen in dem Gebiet auslief. Die Palästinenserregierung verlangte am Wochenende einen Stopp des Siedlungsbaus als Bedingung für weitere direkte Gespräche.

Haaretz berichtet, dass das israelische Sicherheitskabinett an diesem Mittwoch über eine mögliche Teilverlängerung des Baustopps für jüdische Siedlungen im Westjordanland berät. Dabei solle ein Vorschlag von US-Präsident Barack Obama erörtert werden. Obama habe Israel um eine Verlängerung des Ende September ausgelaufenen Moratoriums um zwei Monate gebeten und dafür umfangreiche Zugeständnisse und Zusicherungen gemacht, schrieb das Blatt unter Berufung auf mehrere israelische Minister und Abgeordnete der rechtsgerichteten Likud-Partei von Regierungschef Benjamin Netanjahu.

Israelische Soldaten verurteilt

Dem US-Analysten David Makovsky zufolge bot der US-Präsident im Gegenzug für eine Verlängerung des Baustopps um zwei Monate an, Israel danach nicht erneut um ein weiteres Moratorium zu bitten und im UN-Sicherheitsrat Resolutionen zu den Friedensgesprächen während einer Verhandlungszeit von einem Jahr zu blockieren. Wie Makovsky, der enge Verbindungen zu Obamas Beraterstab unterhält, unter Berufung auf einen Briefentwurf aus Washington weiter berichtete, umfassen die Sicherheitsgarantien auch Waffenlieferungen im Falle eines Friedensabkommens mit den Palästinensern. Das Weiße Haus erklärte, es gebe einen solchen Brief nicht. Netanjahus Sprecher Mark Regev sagte inzwischen, er wisse nichts davon, dass das Siedlungsmoratorium auf der Tagesordnung des Kabinetts stehe.

Zuvor waren zwei israelische Soldaten durch ein Militärgericht schuldig gesprochen worden, während der Gaza-Offensive ein palästinensisches Kind als lebendes Schutzschild missbraucht zu haben. Die beiden Soldaten hätten im Januar 2009 ein damals neunjähriges Kind gezwungen, die Taschen gefangener Palästinenser auf gefährliche Inhalte zu durchsuchen, erklärte das Gericht in seiner Urteilsbegründung. Das Oberste Gericht Israels hatte ein solches Vorgehen zuvor ausdrücklich verboten. Das Strafmaß für die Soldaten soll erst später festgelegt werden.

© sueddeutsche.de/dpa/Reuters/AFP/odg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: