Wer Libyen Waffen lieferte:Gaddafis fleißige Bombenbauer

Jahrelang kaufte Libyens Diktator Muammar al-Gaddafi Waffen in Ost und West. Es war ein gutes Geschäft - auch für Staaten, die Gaddafi inzwischen mit aller Macht bekämpfen. Eine Übersicht.

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Italien Silvio Berlusconi, der russische Präsident Dmitrij Medwedjew Muammar al-Gaddafi BundesKanzlerin angela Merkel CDU

Quelle: dpa

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Jahrelang kaufte Libyens Diktator Muammar al-Gaddafi Waffen in Ost und West. Es war ein gutes Geschäft - auch für Staaten, die Gaddafi inzwischen mit aller Macht bekämpfen. Eine Übersicht.

Der Revolutionsführer und drei Regierungschefs, die Gaddafis Einkaufstour in heimischen Waffenschmieden genehmigten: Bundeskanzlerin Angela Merkel, Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi und der russische Präsident Dmitrij Medwedjew - aufgenommen beim G8-Gipfel in L'Aquila im Juli 2009.

Muammar al-Gaddafi

Quelle: ASSOCIATED PRESS

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Während des Kalten Krieges kaufte Muammar al-Gaddafi vor allem in Moskau Waffen. Etwa vier Fünftel der libyschen Rüstungsgüter stammten in den achtziger Jahren aus der Sowjetunion.

Russia's President Putin meets Libyan leader Muammar Gaddafi in Tripoli

Quelle: REUTERS

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Nach dem Ende des Waffenembargos von 1992 lebten die alten Verbindungen wieder auf. Gaddafi und die neuen Herren im Kreml machten neue Geschäfte: Ein Großteil der libyschen Luftwaffe stammt aus Russland, angeblich fliegen noch heute russische Piloten die Maschinen. Außerdem lieferte Moskau 180 Kampfpanzer vom Typ T-90 und drei Korvetten an das Regime in Tripolis.

2010 sollen Russland und Libyen einen neuen Waffen-Deal über mindestens ein Dutzend Kampfjets sowie Ausbildungsflugzeuge und Luftabwehrmittel unterzeichnet haben. Gesamtwert: zwei Milliarden Dollar. Im Bild: Der damalige russische Staatschef und heutige Ministerpräsident Wladimir Putin beim Besuch in Tripolis im April 2008.

Gaddafi bei Sarkozy

Quelle: dpa

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Frankreichs Rolle in der Causa Libyen ist äußerst zwiespältig: Einerseits bombardieren französische Flugzeuge seit Tagen Gaddafis Armee, Präsident Nicolas Sarkozy erkannte als Erster den Rat der Rebellen als rechtmäßige Vertretung Libyens an.

Auf der anderen Seite verkaufte Paris über Jahre Rüstungsgüter wie Kampfjets an Tripolis. Und gerade Sarkozy forcierte die Geschäfte mit Gaddafi: Im Jahre 2007 etwa wurde der Oberst in Paris empfangen (Bild) - und bedankte sich mit einer langen Einkaufsliste: Er bestellt 21 Airbus-Jets, Rüstungsgüter und einen Atomreaktor. "Frankreich grüßt einen Staatschef, der seine Waffenbestände unter internationale Kontrolle gestellt hat und dem Terrorismus definitiv abgeschworen hat", sagte Sarkozy damals.

Libya's leader Gaddafi smiles with Italian Prime Minister Berlusconi as he arrives at Chigi palace in Rome

Quelle: REUTERS

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Gerne kaufte Gaddafi auch in Italien ein: Mit dessen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi verband den Despoten eine jahrelange Polit-Freundschaft. Rom erteilte Exportlizenzen im Wert von 112 Millionen Euro, vor allem für den Verkauf von Flugzeugen und Hubschraubern.

Hier unterhalten sich Bundesaußenminister Guido Westerwelle und Gaddafi

Quelle: dapd

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Deutschland machte keine Ausnahme und stattete den bizarren Oberst mit allerhand Material aus - vor allem mit elektronischen Geräten. Die Bundesregierung segnete Lizenzen über ein Volumen von 53 Millionen Euro ab. Mit dem Hightech made in Germany lassen sich zum Beispiel Mobiltelefonnetze, das Internet und GPS-Geräte lahmlegen - für einen Diktator eine praktische Angelegenheit.

Hier unterhalten sich Bundesaußenminister Guido Westerwelle und Muammar al-Gaddafi beim EU-Afrika-Gipfel in Tripolis. Das Foto ist Ende November 2010 entstanden - vor vier Monaten.

Treffen Gaddafi Verhofstadt

Quelle: dpa/dpaweb

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Auch Belgien profitierte von libyschem Waffen-Geld: Gaddafis Regime orderte bei der Firma FN Herstal im Jahre 2008 eine beträchtliche Menge Kriegsgüter. Dazu zählten Medienberichten zufolge 22.000 Mörsergranaten, 400 Sturmgewehre F2000, 367 Maschinenpistolen vom Typ P90 sowie 5,3 Millionen Schuss Munition.

2004 machte Gaddafi der belgischen Regierung seine Aufwartung: Auf dem Foto ist der Diktator mit dem damaligen Premierminister Guy Verhofstadt zu sehen.

Ukraine's President Viktor Yushchenko meets Libyan leader Muammar Gaddafi during official welcoming ceremony in Kiev

Quelle: REUTERS

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Malta vergab Lizenzen für Handfeuerwaffen, die Ukraine soll 101.500 Waffen, vor allem Kalaschnikows, an Gaddafi geliefert haben (im Bild mit dem damaligen Präsidenten Viktor Juschtschenko im November 2008).

Sogar die USA ließen 2006 den Handel mit ihrem einstigen Erzfeind zu: allerdings nur für "nichttödliche" Rüstungsgüter.

© sueddeutsche.de/odg
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