Weltwirtschaft:Kursrutsch an den Börsen

Die Sorge um Chinas Wirtschaft versetzt Anleger in Panik. In Deutschland bricht der Dax zeitweise um fast acht Prozent ein - das weckt Erinnerungen an die Finanzkrise 2008.

Von Markus Zydra, Frankfurt

Die Panik an den chinesischen Börsen hat sich am Montag weltweit ausgebreitet und zu massiven Kursverlusten an den Aktienmärkten geführt. Der deutsche Leitindex Dax fiel zeitweise bis auf 9338 Punkte und damit deutlich unter die psychologisch wichtige Marke von 10 000 Zählern. Das entsprach einem Tagesverlust von 7,8 Prozent. So heftig war der Dax zuletzt 2008 zum Höhepunkt der globalen Finanzmarktkrise abgestürzt.

In Shanghai hatten die Aktien am Montag mehr als acht Prozent an Wert verloren, was an Tokios Börse zu einem Minus von 4,5 Prozent führte. Die Angst steckte am Nachmittag auch die US-amerikanischen Finanzmärkte an. Die Technologiebörse Nasdaq büßte gleich zu Handelsbeginn mehr als acht Prozent ein, der Leitindex Dow Jones verlor 4,5 Prozent. Später verringerten sich die Verluste etwas.

Investoren befürchten eine deutliche Abkühlung der chinesischen Wirtschaft mit Folgen für die globale Konjunktur. China war in den vergangenen Jahren die Lokomotive der Weltwirtschaft, während sich die Industriestaaten von den Folgen der globalen Finanzkrise erholten und die dortigen Zentralbanken den Leitzins auf fast null Prozent absenkten.

Das billige Geld der Notenbanken wurde jedoch nur zu einem Bruchteil für Investitionen in der Wirtschaft verwendet. Vielmehr wurde es größtenteils in die internationalen Aktienmärkte geschleust. Entsprechend stark sind die Kurse an den Börsen in den vergangenen Jahren gestiegen. Nun scheint die Preisblase zu platzen, weil sich die hohen Aktienkurse ohne stärkeres Wachstum nicht rechtfertigen lassen. Die chinesische Regierung strebt zwar für 2015 ein Wachstum von sieben Prozent an - doch das wäre der kleinste Zuwachs seit einem Vierteljahrhundert.

Die Unruhe an den Börsen hat sich in den vergangenen Wochen sukzessive verstärkt. Hauptgrund war die überraschende Abwertung der chinesischen Währung Yuan vor gut zwei Wochen. China möchte den eigenen Exportsektor wieder stärken, eine Maßnahme, die verdeutlicht, wie prekär man den Zustand der eigenen Volkswirtschaft einschätzt.

Im vergangenen Jahr wurden laut Statistischem Bundesamt Waren "made in Germany" im Gesamtwert von 74,5 Milliarden Euro nach China ausgeführt. Damit war das Riesenreich der viertwichtigste Absatzmarkt für deutsche Firmen - nach Frankreich, den USA und Großbritannien.

Die Panik erreichte auch die internationalen Devisenmärkte. Der Euro gewann am Montag gegen den US-Dollar zeitweise deutlich über drei Cent und notierte bei 1,17 US-Dollar. Das war die stärkste Tagesaufwertung seit 2009. Die Europäische Zentralbank (EZB) sieht die zunehmende Stärke des Euro mit Sorge.

In Finanzkreisen wird bereits spekuliert, dass der EZB-Rat bei seiner Sitzung in der kommenden Woche für den Ernstfall weitere milliardenschwere Geldspritzen in Aussicht stellen könnte. Die Währungshüter wollen den Euro schwächen, um Europas Wirtschaft zu stärken und die Inflationsrate zu erhöhen. Bis 2016 kauft die EZB deshalb Staatsanleihen im Wert von 1,1 Billionen Euro.

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