Weltweiter Aufruhr nach Mohammed-Video:Al-Qaida ruft zu Mord an US-Botschaftern auf

Wer auf amerikanische Diplomaten trifft, soll sie töten: Mit diesem Aufruf versucht das Terrornetzwerk al-Qaida, die anti-amerikanische Stimmung wegen eines Schmäh-Videos in Teilen der islamischen Welt anzuheizen. Google hat entschieden, den Film nicht zu löschen.

Die radikal-islamische al-Qaida hat die Muslime weltweit zu weiteren Angriffen auf Botschaften und Diplomaten der USA aufgerufen. Die Attacken wütender Muslime gegen Vertretungen der USA und anderer westlicher Länder in den vergangenen Tagen seien die "natürliche Antwort auf eine enorme Beleidigung" gewesen, teilte das Terrornetzwerk auf einer seiner Internetseiten mit.

Protesters clash with police on a street in Sydney's central business district

Protest in Australien: In der Innenstadt von Sydney kommt es zu Ausschreitungen zwischen muslimische Demonstranten und der Polizei.

(Foto: Reuters)

Der in den USA veröffentlichte Schmähfilm gegen den Propheten Mohammed sei Teil eines Kreuzzugs gegen den Islam. Der Vorfall sei so bedeutsam, dass alles darauf konzentriert werden sollte, "die Botschaften Amerikas aus muslimischen Ländern rauszuwerfen". Wer immer auf amerikanische Botschafter oder Diplomaten treffe, sollte dem Beispiel der Libyer folgen, die den US-Botschafter getötet hätten.

Der jemenitische Al-Qaida-Zweig, der von den USA als der gefährlichste eingestuft wird, rief zudem die Muslime in den westlichen Ländern auf, auch dort Schlüsseleinrichtungen der jeweiligen Staaten anzugreifen.

Nach Angaben von Innenminister Hans-Peter Friedrich hat die Bundesregierung keine konkreten Hinweise auf eine gesteigerte Anschlagsgefahr in Deutschland wegen des umstrittenen Films. Allerdings herrsche erhöhte Wachsamkeit und gesteigerte Aufmerksamkeit bei Behörden und Bürgern", sagte der CSU-Minister der Leipziger Volkszeitung.

Der Internetkonzern Google hat unterdessen eine Bitte des US-Präsidialamtes abgelehnt, seine Entscheidung zu dem umstrittenen Mohammed-Film noch einmal zu überdenken. Google hatte sich entschlossen, den auf seiner Youtube-Plattform veröffentlichten Film nur in Ägypten und Libyen zu blockieren, ansonsten aber online zu lassen.

Google erklärte, Zugangsbeschränkungen zu dem Video seien in einigen Ländern wie Indien und Indonesien verhängt worden, um dem jeweiligen lokalen Recht zu entsprechen. Diese Entscheidungen seien aber nicht auf politischen Druck hin erfolgt. In Ägypten und Libyen sei es wegen der dortigen angespannten Lage blockiert worden.

Polizei verhört Macher des Videos

Der mutmaßliche Macher des islamfeindlichen Videos wurde inzwischen von der US-Polizei verhört. Nach Angaben örtlicher Medien wurde Nakoula Besseley Nakoula am Samstagmorgen von Polizisten aus seinem Haus im kalifornischen Cerritos abgeholt. Er sei aber weder verhaftet noch festgenommen worden, erklärte ein Sprecher des Sheriffs. Nach Angaben des TV-Senders CNN war Nakoula freiwillig mit den Beamten aufs Revier gegangen und verließ es nach mehreren Stunden alleine.

Nakoula Basseley Nakoula is escorted out of his home by Los Angeles County Sheriff's officers in Cerritos, California

Die Polizei führt Nakoula Basseley Nakoula, den mutmaßlichen Macher des Mohammed-Videos, im kalifornischen Ort Cerritos zum Verhör ab.

(Foto: Reuters)

Der Weltsicherheitsrat verurteilte die Angriffe auf westliche Botschaften und forderte die Regierungen der betroffenen Staaten auf, ausländische Vertretungen effizient zu schützen. Malaysia und andere Staaten verschärften am Samstag die Sicherheitsvorkehrungen besonders vor US-Institutionen. Der malaysische Innenminister Hishammuddin Hussein erklärte: "Ich habe begriffen, dass so ein Film den geheimen Zweck verfolgt, eine negative Reaktion der muslimischen Gemeinschaft zu provozieren." Das könne er nicht hinnehmen.

Die Proteste erreichten am Samstag Australien. In Sydney setzte die Polizei Tränengas gegen Hunderte demonstrierende Muslime ein, die zum US-Konsulat ziehen wollten. Es habe Verletzte gegeben, berichtete der Fernsehsender ABC. Teilnehmer trugen schwarze Dschihad-Fahnen sowie Transparente mit der Aufschrift: "Enthauptet all jene, die den Propheten beleidigen." Auch Parolen gegen Kopten waren zu hören.

Nach den Freitagsgebeten war es in islamischen Ländern von Indonesien bis Tunesien zu gewaltsamen Protesten gegen den Film gekommen. Vor allem US-Botschaften, aber auch die deutsche und die britische Botschaft in Khartum wurden attackiert. In Tunis, Tripoli und Khartum wurden mehrere Menschen getötet.

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