Weltweite Lebensmittelkrise:Erneut Unruhen in Haiti

Wegen der anhaltend hohen Reispreise ist es in Haiti wieder zu heftigen Auseinandersetzungen gekommen. Auch in mehreren afrikanischen und asiatischen Ländern gab es Proteste gegen den Anstieg der Nahrungsmittelpreise. Nordkorea droht eine Hungersnot.

In Haiti halten die Auseinandersetzungen wegen der hohen Lebensmittelpreise an. Händler und Kunden gerieten am Dienstag aneinander, weil sich Reis trotz des Eingreifens der Regierung nicht verbilligt hatte.

Haiti, Reuters

Aufgebrachte Haitianer streiten sich bei einer Lebensmittelausgabe mit UN-Blauhelmsoldaten.

(Foto: Foto: Reuters)

Die Läden verkauften das Grundnahrungsmittel noch immer zu den hohen Preisen, die in der vergangenen Woche auf dem Weltmarkt gezahlt werden mussten. Die Regierung hatte am Wochenende mit den Importeuren eine deutliche Senkung der Kosten vereinbart.

Vor zahlreichen Geschäften kam es wegen der Preise zu heftigem Streit, der in einigen Fällen in Rangeleien ausartete. Eine Mehrheit der neun Millionen Haitianer muss mit weniger als zwei Dollar am Tag (1,26 Euro) auskommen.

Nach tagelangen Unruhen wurde Ministerpräsident Jacques Edouard Alexis am Samstag vom Parlament entlassen. Abgeordnete warnten vor einem Aufflammen der Gewalt, sollte die Regierung die Preissenkung nicht in den Geschäften durchsetzen.

Nordkorea droht Hungersnot

"Dann müssen wir uns auf weitere Vorfälle zwischen Käufern und Verkäufern einstellen", sagte Jean Beauvoir Dorson auf dem Weg ins Parlament. Die Händler machten geltend, dass sie ihre Vorräte zu teuren Preisen eingekauft hätten.

Proteste gegen den drastischen Anstieg der Nahrungsmittelpreise gab es auch in mehreren afrikanischen Ländern, in Bangladesch, Indonesien und auf den Philippinen. Die Weltbank hat davor gewarnt, dass die Krise Millionen Menschen in Armut und Hunger stürze.

Auch Nordkorea droht infolge einer Missernte und explodierender Preise erneut eine Hungersnot. "Die Nahrungsmittelversorgung in der KVDR (Nordkorea) ist ganz schlecht und verschlechtert sich weiter", warnte Tony Banbury vom Welternährungsprogramm (WFP) der Vereinten Nationen.

Um eine schwere Tragödie zu vermeiden, sei dringend Hilfe aus dem Ausland erforderlich, ergänzte der für Asien zuständige WFP-Direktor am Mittwoch im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters. Bereits im März hatte die UN-Agrarorganisation FAO gewarnt, dass dem kommunistisch regierten Land bis Oktober 1,66 Millionen Tonnen Getreide fehlen dürften. Das wäre das größte Defizit seit sieben Jahren.

Verdopplung des Reispreises

Das Welternährungsprogramm versorgt 1,2 Millionen der 23 Millionen Nordkoreaner mit 75.000 Tonnen Lebensmitteln pro Jahr. "Wo wir hinkommen, erleben wir ein verringertes Angebot und steigende Preise", sagte Banbury. Der Preis für ein Kilogramm Reis habe sich in Teilen des Landes binnen Jahresfrist mehr als verdoppelt und verschlinge jetzt ein Drittel des Monatseinkommens eines Durchschnittsarbeiters.

Nordkorea, das auch in guten Jahren eine Million Tonnen Getreide zu wenig erntet, wird vornehmlich von China, Südkorea und UN-Hilfsorganisationen unterstützt. Südkorea hat wegen eines Streits mit der Führung in Pjöngjang dieses Jahr noch keine Lebensmittel geliefert. Während einer Hungersnot waren in den neunziger Jahren eine Million Menschen zu Tode gekommen.

Die weltweite rapide Teuerung der Nahrunspreise geht vor allem auf höhere Energiepreise, eine stärkere Nachfrage nach Lebensmitteln in Asien und den durch staatliche Subventionen geförderten Biosprit-Boom zurück, der landwirtschaftliche Anbauflächen verbraucht.

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