Welthandel:Eine Warnung an Trump

Xi Jinping als Retter? China entdeckt eine Marktlücke.

Von Ulrich Schäfer

Ausgerechnet Xi Jinping hat sich in Davos zum vermeintlichen Verteidiger des freien Welthandels aufgeschwungen. Ausgerechnet der Präsident eines Landes, das zwar einerseits in bestimmten Bereichen auf die Marktwirtschaft setzt, andererseits aber von einer Kommunistischen Partei regiert wird. Bislang galten die USA und ihr Präsident als oberste Verteidiger einer freien Weltwirtschaft; doch ob das unter Donald Trump noch gilt, ist fraglich - und deshalb ist Xi nun in die Lücke geschlüpft.

Taktisch ist das geschickt, und nicht wenige Manager in Davos waren beeindruckt von diesem Mann, der beinahe spricht wie einer von ihnen. Er lobt den freien Austausch von Waren und Dienstleistungen, er singt das hohe Lied der Globalisierung. Es wäre schön, wenn er auch danach handelte; tatsächlich aber ist Chinas Wirtschaft keineswegs offen. So fordert Xi, dass westliche Länder für chinesische Investoren offen sein sollten; es müsse faire Regeln für alle geben. Wenn man weiß, auf welche Probleme deutsche Investoren in China stoßen, während chinesische Konzerne in Deutschland ungestört auf Einkaufstour gehen, muss man das als schlechten Witz begreifen.

Xis Rede ist deshalb so zu verstehen: Sie ist eine Warnung an Trump, dass China in einem möglichen Handelskrieg zur Vergeltung bereit ist; der neue Präsident sollte es sich deshalb genau überlegen, ob er sich auf diesen Krieg einlässt.

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