Welthandel:China senkt Zölle für Autos

Kurz vor dem Besuch von Bundeskanzlerin Merkel macht Peking ein Zugeständnis im Handelskrieg: Die Einfuhrtarife für Pkw werden von 25 auf 15 Prozent reduziert - deutsche Konzerne profitieren.

Von Nico Fried und Christoph Giesen, Berlin/Peking

Chinesischer Arbeiter wäscht einen Mercedes in Beijing

Der neue Dienst von Daimler soll mit Mercedes-Limousinen punkten.

(Foto: Wang Zhao/AFP)

Nach der Annäherung zwischen den Vereinigten Staaten und China in dem seit Monaten schwelenden Handelsstreit hat die Regierung in Peking eine deutliche Absenkung der Zölle auf importierte Autos angekündigt. Vom 1. Juli an sollen die Abgaben für in die Volksrepublik eingeführte Autos statt bislang 25 Prozent nur noch 15 Prozent betragen, wie das chinesische Finanzministerium am Dienstag mitteilte. Die Ankündigung erfolgte wenige Tage vor dem Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in China und dürfte besonders für deutsche Autohersteller eine lukrative Aussicht darstellen.

Mit 28,9 Millionen verkauften Fahrzeugen ist China der größte Automarkt der Welt. Im vergangenen Jahr wurden 1,22 Millionen Fahrzeuge importiert, überwiegend Limousinen der Oberklasse und Geländewagen. Ein Großteil stammt von deutschen Herstellern. BMW setzte im vergangenen Jahr rund 200 000 Importautos ab. Mercedes verkaufte knapp 160 000 Wagen, bei Porsche waren es rund 70 000 Autos, und Audi lag bei 50 000 Fahrzeugen. Für die Hersteller ist die Einfuhr ein lohnendes Geschäft. In China selbst sind die Unternehmen noch mindestens bis 2022 verpflichtet, mit chinesischen Firmen in Gemeinschaftsunternehmen zu produzieren. Die Folge: In China erzielte Gewinne müssen mit den Partnern geteilt werden.

"Von diesem Schritt werden mit Sicherheit die Kunden in China profitieren, der chinesische Markt dürfte sich noch dynamischer entwickeln", sagte ein BMW-Sprecher. "Wir werden unser Preissystem überprüfen und Maßnahmen einleiten."

Dass die Volksrepublik die Zölle senken will, hatte Peking angekündigt. Nachdem US-Präsident Donald Trump China unter Druck gesetzt hatte, den milliardenschweren Handelsbilanzüberschuss mit den USA zu verkleinern , hatte Staats- und Parteichef Xi Jinping eine Absenkung der Importzölle versprochen, jedoch offengelassen, wann und in welchem Umfang diese stattfinden wird. "Durch die niedrigeren Zölle kann das Handelsbilanzdefizit mit anderen Ländern reduziert werden", sagte Cui Dongshu von der Vereinigung der chinesischen Pkw-Hersteller.

Die Bundesregierung begrüßte die angekündigte Zollsenkung, zeigte sich aber zurückhaltend in der Einschätzung der Ursachen. In Regierungskreisen hieß es, die niedrigeren Einfuhrzölle brächten "durchaus Vorteile für unsere Autoindustrie". Ob sie aber als Willkommensgeschenk für die Kanzlerin zu verstehen oder eher dem Druck der US-Regierung geschuldet sind, wollte man nicht bewerten. Grundsätzlich gelte: "Alles, was Richtung Zollsenkungen geht, ist besser als Erhöhungen." Dies sei auch der Grund, warum Bundesregierung und EU den Amerikanern Verhandlungen über Senkungen anböten - unter der Voraussetzung, von den angedrohten Zöllen auf Stahl und Aluminium dauerhaft ausgenommen zu werden. EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström äußerte sich indes pessimistisch, dass es zu einer Lösung mit den USA kommt. Es gebe Signale, dass die für die EU gewährte Ausnahmeregelung nicht über den 1. Juni hinaus ausgeweitet werde.

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