Weltfinanzgipfel:Gipfel ohne Retter

Wenn sich am Freitag 20 Staats- und Regierungschefs zum Weltfinanzgipfel treffen, wird der wichtigste fehlen: Der künftige US-Präsident Barack Obama lässt die Welt beim Krisentreffen allein.

Nikolaus Piper und Nico Fried

Die Hoffnungen sind groß, zu groß vermutlich. Am Freitag kommen in Washington die Staats- und Regierungschefs von 20 Industrie- und Schwellenländern zusammen, um Maßnahmen gegen Weltrezession und Finanzkrise zu beraten.

Weltfinanzgipfel: Barack Obama wird nicht am Wirtschaftsgipfel der 20 Staats- und Regierungschefs teilnehmen.

Barack Obama wird nicht am Wirtschaftsgipfel der 20 Staats- und Regierungschefs teilnehmen.

(Foto: Foto: AFP)

Gastgeber des Weltfinanzgipfels ist US-Präsident George Bush. Aus Europa kommen unter anderem Bundeskanzlerin Angela Merkel, Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy und der britische Premierminister Gordon Brown.

Der wichtigste Mann allerdings wird fehlen: Barack Obama. Der neugewählte amerikanische Präsident tritt sein Amt erst am 20. Januar an. Als der Gipfel im Oktober anberaumt wurde, hatten die beiden Bewerber um Bushs Nachfolge, Obama und John McCain, ihre Unterstützung zugesagt, die eigene Rolle aber offengelassen. Obama machte inzwischen klar, dass er jede Verwischung der Verantwortlichkeiten zwischen ihm und Bush vermeiden will.

Besonders die europäischen Regierungen hatten auf eine Teilnahme des künftigen Herrn im Weißen Haus gehofft. Auch in Berlin hatte man damit gerechnet. Zumindest war dies bei der Reise von Kanzlerin Merkel zum Asien-Europa-Gipfel in Peking Gesprächsthema.

Die Bundesregierung war sich zwar bewusst, dass Obama keine Entscheidungen treffen könne, aber erste Einschätzungen, welche Ideen er mittragen werde, hatte man sich erhofft. Frühere Vorstöße aus Berlin, die Finanzmärkte international zu regulieren, waren an der Bush-Regierung gescheitert. Nun sollte sich zeigen, ob Obama sich ähnlich hart zeigen würde.

Jetzt wird das Treffen am Wochenende ein Gipfel unter Vorbehalt. Ohne klare Zusagen der USA kann es keine Neuordnung des Weltfinanzsystems geben. Die Erwartungen sind ohnehin überzogen, was sich in der populären Bezeichnung "Bretton Woods II" zeigt.

Klar ist, dass das jetzige Treffen keinesfalls mit jener legendären Konferenz in Bretton Woods, New Hampshire, zu vergleichen sein wird, auf der 1944 die Weltwährungsordnung der Nachkriegszeit beschlossen wurde. Jede Reform der Finanzmärkte bedarf gründlicher Vorbereitung. Die Vorarbeiten zur echten Bretton-Woods-Konferenz dauerten drei Jahre.

Bei der Frage, wie eine Weltfinanzkrise künftig vermieden werden kann, geht es um komplizierte technische Fragen. Der Gipfel wird vermutlich nicht mehr tun können, als diese Fragen zu definieren und Arbeitsgruppen einzusetzen.

Die Gipfelteilnehmer müssen auch entscheiden, inwieweit sie die Banken einbeziehen wollen. Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann warnte in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des globalen Bankeninstituts IIF bereits vor einer Überregulierung des Finanzsektors.

Das Wichtigste an diesem Gipfel ist, dass er überhaupt in dieser Zusammensetzung stattfindet. Die großen Industrieländer räumen damit ein, dass es ohne die Schwellenländer nicht mehr geht. Vertreten sind Staaten wie Russland, Argentinien, Brasilien, Mexiko, China, Indien, Indonesien, Saudi-Arabien, Südafrika, Südkorea und die Türkei. Vor allem Chinas Beteiligung ist unabdingbar, wenn die Weltwirtschaft stabilisiert werden soll.

Sicher ist, dass es eine Nachfolgeveranstaltung geben muss. Den letzten Spekulationen zufolge wird diese Ende April stattfinden, 100 Tage nach Obamas Amtsantritt.

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