Explosion in Weißrussland:Zwölf Tote in Minsk - Behörden vermuten Terrorakt

Bei einer Explosion in einer Metrostation in der weißrussischen Hauptstadt Minsk sind mindestens zwölf Menschen getötet und 140 verletzt worden. Die Staatsanwaltschaft spricht von einem Terroranschlag.

Bei einer Explosion in der Metro der weißrussischen Hauptstadt Minsk sind nach Medienberichten mindestens zwölf Menschen getötet und etwa 140 verletzt worden. Diese Zahlen gab das Gesundheitsministerium des Landes bekannt. Die Überlebenden erlitten Verbrennungen und offene Wunden, 22 von ihnen befinden sich laut Angaben des Geheimdienstes KGB in einem kritischen Zustand.

Explosion in Weißrussland: Schock für Weißrussland: Eine Verletzte nach der Explosion in der Metro von Minsk.

Schock für Weißrussland: Eine Verletzte nach der Explosion in der Metro von Minsk.

(Foto: AP)

Es habe sich um einen Anschlag gehandelt, zitierte die russische Nachrichtenagentur Ria Nowosti die Staatsanwaltschaft. Ein mit Metallteilen gespickte Sprengsatz mit fünf bis sieben Kilogramm TNT sei in einer U-Bahn in der zentralen Metrostation Oktjabrskaja explodiert.

Der Ausgang der Metrostation liegt nur etwa 100 Meter von der Residenz von Präsidenten Lukaschenko entfernt. Die Explosion ereignete sich mitten im abendlichen Berufsverkehr - nach Angaben der Nachrichtenagentur Belta im letzten Wagen eines in die Station einfahrenden Zugs.

Der autoritär regierende Präsident Alexander Lukaschenko sagte am Abend, er schließe nicht aus, dass die Explosion "von außen" organisiert wurde. Er befahl, die Sicherheitsvorkehrungen in dem ohnehin scharf kontrollierten Land zu verstärken und das Land auf der Suche nach den Tätern "auf den Kopf zu stellen".

Um etwa 17 Uhr mitteleuropäischer Zeit erschütterte die Explosion die Station Oktjabrskaja, aus der nach Angaben der Agentur Ria Nowosti schwarzer Rauch aufstieg, während Menschen aus dem Bahnhof flohen. Ein Augenzeuge sagte, ein Teil der Decke der U-Bahnstation sei eingestürzt.

Ein anderer Augenzeuge berichtete, die Detonation habe sich kurz nach der Einfahrt des Zuges in der Station ereignet: "Die Türen des Zuges haben sich gerade geöffnet, als es zu der Explosion kam", sagte der Mann. "Ich sah Menschen regungslos auf dem Boden liegen und eine Menge Blut."

Ein Reporter der Nachrichtenagentur AP berichtete, wie mehrere zum Teil schwer verletzte Personen aus der U-Bahnstation getragen wurden. Einem Opfer seien beide Beine weggerissen worden.

Menschen in zerrissenen Kleidern verließen die Metro in Panik. Blutverschmierte Opfer wurden von Rettungswagen abgeholt. Mehrere Krankenwagen und Löschfahrzeuge rasten zum Unglücksort im Stadtzentrum. Amateurvideos zeigen panisch flüchtende Menschen. Verletzte kauerten blutüberströmt in der zentralen Umsteigestation oder auf dem Bürgersteig, wo sie Infusionen erhielten.

Die autoritär regierte Ex-Sowjetrepublik galt bisher nicht als Ziel von Terroristen - mit einer Ausnahme: Bei einem Bombenanschlag am Tag der Unabhängigkeit im Juli 2008 waren in Minsk etwa 50 Menschen verletzt worden. Wenig später nahm der KGB vier Männer unter Terrorverdacht fest. Sie sollen Mitglieder der nationalistischen Untergrundorganisation Weiße Legion gewesen sein, die sich zur Gewalt im Kampf gegen staatliche Organe bekenne. Der Fall wurde allerdings nie wirklich aufgeklärt.

Viele Weißrussen sprachen in ersten Reaktionen davon, dass die weißrussische Führung nun möglicherweise versuche, von den schweren innenpolitischen Problemen des Landes abzulenken. Auch in diversen Internetblogs werde darüber spekuliert, berichtet die Nachrichtenagentur dpa. Weißrussland steht vor dem Staatsbankrott und wartet auf einen Milliardenkredit aus dem Nachbarland Russland.

Der russische Präsident Dmitrij Medwedjew hat unterdessen mit Lukaschenko telefoniert und Hilfe bei den Ermittlungen und der Behandlung der Verletzten angeboten. Russland sei bereit, den von dem Terroranschlag Betroffenen alle notwendige Unterstützung zukommen zu lassen, erklärte Präsidentensprecherin Natalia Timakowa laut der Agentur Itartass.

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