Weißes Haus:Bannon könnte für Trump zum Albtraum werden

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US-Präsident Donald Trump und sein inzwischen ehemaliger Chefstratege Steve Bannon im Weißen Haus. (Foto: dpa)

Der ehemalige Chefstratege des Präsidenten geht zurück zu Breitbart News. Er will Trump unterstützen - doch wie lange macht er das?

Kommentar von Thorsten Denkler, New York

Steve Bannon geht also zurück zu Breitbart News, als geschäftsführender Präsident. Er geht zurück zu jener rechtspopulistischen Medienplattform, die er erst groß gemacht hat. Und die er vor knapp einem Jahr verlassen hat, um Donald Trump zum Präsidenten der Vereinigten Staaten zu machen. Als Chefstratege hat er ihn dann mehr als ein halbes Jahr lang auf Spur gehalten.

Vielleicht wird ja Bannons Breitbart News jetzt das neue Lieblingsmagazin von Donald Trump, zusammen mit der Sendung "Fox and Friends" bei Fox News, in der ihn die Moderatoren regelmäßig für die Wundertaten loben, die er angeblich tagtäglich im Weißen Haus vollbringt.

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Allerdings ist Bannon schlauer als Trump. Und schlau genug, sich und sein Medienunternehmen nicht zum Büttel von Trump zu machen. Bannon wird sein kleines Breitbart-Imperium weiter als das nutzen, als das er es auch aufgebaut hat: als ziemlich scharfe Waffe gegen das Washingtoner Establishment. Und als Sprachrohr derer, die sich von Washington nicht ernst- oder auch nur wahrgenommen fühlen. Breitbart-Chefredakteur Alex Marlow jubelt schon: "Die populistisch-nationalistische Bewegung ist an diesem Tag um einiges stärker geworden."

Bannon selbst sagte dem konservativen Magazin The Weekly Standard: "Ich habe meine Hände zurück an den Waffen. Ich werde die Opposition zerstören. Kein Zweifel."

Doch Trump wird sich wundern. Bannon gilt zwar bisher als loyal gegenüber diesem Präsidenten. Und er wird das Vertrauen, das Trump in ihn hat, nicht ohne weiteres aufs Spiel setzen. Aber zumindest bisher hat Bannon unter Opposition nicht unbedingt die Demokraten alleine verstanden. Sondern alle, die sich gegen seinen isolationistischen Krawall-um-jeden-Preis-Kurs gestemmt haben, als er noch im Weißen Haus gearbeitet hat.

Bannons Gegner sind Trumps Finanzminister Steven Mnuchin, Trumps Schwiegersohn und Berater Jared Kushner, Trumps oberster Sicherheitsberater H. R. McMaster, Trumps Stabschef James Kelly, fast das komplette Auswärtige Amt inklusive Außenminister Rex Tillerson.

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Dazu kommen dann noch all die eher moderaten Republikaner im Kongress. Die verhindern derzeit, dass Trump die republikanischen Mehrheiten dort nutzen kann, um seine sehr umstrittenen Projekte durchzubringen. Angefangen mit der Abschaffung von Obamas Gesundheitsreformen über eine große Steuerreform bis hin zum Bau einer Mauer an der Grenze zu Mexiko.

Bannon wird sie sich alle vornehmen auf Breitbart News. Und viele andere konservative Medien werden sich am großen Steve Bannon orientieren. Dort wird er schon jetzt als "populistischer Held" gefeiert.

Bannon kann damit massive Unruhe in die Trump-Regierung bringen. Lieber löst Bannon eine weitere Staatskrise aus, in der sich das Land ja ohnehin seit Trumps Amtsübernahme tagtäglich befindet, als dass er seinen Gegnern auch nur einen Millimeter Gelände kampflos überlässt.

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Viel schlimmer aber: Bannon dürfte weiterhin jederzeit Zugang zum Präsidenten haben. Er dürfte mit sein wichtigster Einflüsterer bleiben, auch ohne Job und Titel im Weißen Haus. Vielleicht jetzt sogar erst recht. Bannon musste nicht gehen, weil Trump ihn loswerden wollte. Sondern weil Trumps neuer Stabschef Kelly fand, dass eine halbwegs routinierte Arbeit im Weißen Haus mit Bannon und seinem Schattenreich des Bösen nicht länger möglich war.

Jetzt muss Bannon nicht länger im Schatten stehen. Er kann ganz offen den Kampf aufnehmen. "Ich werde mit Breitbart eine verdammte Maschine schaffen. Und mit dem, was ich jetzt weiß, werde ich die Maschine auf Hochtouren bringen", sagte Bannon. Seine Loyalität, dessen darf sich der Präsident gewiss sein, galt letztlich nie Donald J. Trump. Sondern allein der nationalen Sache.

Im Weißen Haus dürften nach Bannons Abgang die sogenannten "Erwachsenen" die Oberhand gewinnen. Sollte Trump anfangen, auf deren Rat zu hören, dann wird auch Trump ein Gegner von Steve Bannon. Einen Vorgeschmack liefert Bannon schon mit seinem Satz: "Die Trump-Präsidentschaft, für die wir gekämpft haben und die wir gewonnen haben, gibt es nicht mehr."

Die gute Nachricht daran: Nur gemeinsam wären Trump und Bannon stark genug, auch 2020 einen Wahlsieg einzufahren. Gegeneinander aber werden Trumps Chancen massiv sinken.

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