Washington:Hochgiftiges Rizin-Pulver in Brief an US-Senator

Der republikanische Senatsführer Bill Frist hat ein Briefkuvert erhalten, das möglicherweise Rizin enthielt. Als das Kuvert geöffnet wurde, entdeckten die Mitarbeiter des Senators ein weißes Pulver. Wird Rizin eingeatmet, kann es innerhalb weniger Tage zum Tod führen.

Der Polizeichef im Capitol, Terrance Gainer, erklärte, zwei von drei Proben hätten sich als positiv erwiesen. Ein verlässlicherer vierter Test war zunächst noch im Gange. Mit dem Ergebnis wurde im Laufe des (heutigen) Dienstags gerechnet.

Das Pulver wurde nach Angaben des Kongresses in einem Briefkuvert im Büro des republikanischen Senatsführers Bill Frist aus Tennessee gefunden. Die 16 Mitarbeiter auf demselben Flur wurden vorsorglich in Sicherheit gebracht und mit Gegenmitteln behandelt.

Frist betonte allerdings, dass niemand Symptome einer Erkrankung zeige. Das Ministerium für Heimatschutz beobachtete laut Sprecher Brian Roehrkasse die Entwicklungen sehr genau.

Folgen von Rizin-Vergiftung: Leber- und Nierenschäden

Rizin ist etwa doppelt so schädlich wie das Gift der Kobra. Die Substanz, die sich leicht aus dem Samen des Wunderbaumes herstellen lässt, kann zu schweren Leber- und Nierenschäden führen. Je nach Dosis kann Rizin auch innerhalb von vier bis fünf Tagen zum Tod führen.

Vor einem Jahr wurde das Gift in einer Wohnung im Norden Londons gefunden. Sieben Männer nordafrikanischer Herkunft wurden festgenommen. Im Januar waren in Frankreich muslimische Fundamentalisten festgenommen worden, die mit der Substanz hantiert und einen Anschlag vorbereitet haben sollen. Auch im US-Staat South Carolina ist kürzlich ein Paket mit Rizin aufgetaucht.

Beliebt bei Geheimdiensten

Die Vergiftung kann leicht kaschiert werden; schon eine Salzkorn-große Dosis reicht aus. 1978 gelangte Rizin zur Berühmtheit, als Geheimagenten in London den bulgarischen Dissidenten Georgi Markov mit einem aus der Spitze eines Regenschirms abgefeuerten, vergifteten Schrotkorn ermordeten.

Kurz nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 waren in den USA mit Anthrax verseuchte Briefe aufgetaucht, unter anderem auch im Kongress. Fünf Menschen starben nach der Infizierung mit den Milzbrand-Erregern. Die Urheber wurden bislang nicht gefunden.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: