Warten auf den Tod:Ein einsamer Krieger

Timothy McVeigh fürchtete sich vor dem Staat, den zu bekämpfen er für seine Pflicht hielt.

bgr

Timothy McVeigh, Golfkriegs-Veteran, der eine Karriere in der U.S. Army anstrebte, ist, wie die Washington Post anmerkte, ein "typischer Vertreter seiner Generation.

Warten auf den Tod: Timothy McVeigh am Tag seiner Verhaftung

Timothy McVeigh am Tag seiner Verhaftung

Geboren 1968, ein Scheidungskind, klug, aber - obwohl sehr intelligent - hatte er wenig Interesse an Schulbildung und Universität. er schlug sich eher schlecht als recht auf dem McJob-Arbeitsmarkt durch. Er verdiente nur Mindestlohn in einem "Burger King" in seiner Heimatstadt Pendleton und verbesserte seine Situation als Wachmann in Buffalo nur unwesentlich. Eine Army-Karriere blieb ihm trotz Golf-Einsatz versagt. Anfang 20 war er da. Ein junger Mann, also, und schon in einer Dead-end-Situation. Doch, wie die Washington Post, ausführte: "Sogar die Probleme in seinem Leben - die Scheidung der Eltern, die misslungene gesellschaftliche Integration - waren nur durchschnittlich." So leben viele in Amerika.

Doch aus dem Waffennarren McVeigh wurde ein Verächter aller Staatsorgane. Er mutmaßte Verschwörung an der Regierung und nahm hierzu vor allem zwei Begebenheiten zum Anlass.

Im August 1992 machte die News die Runde, dass es ein shootout zwischen Staatsbeamten und dem radikalen Sektierer der "Survivalisten", Randy Weaver, gegeben habe. Weavers Frau und Sohn wurden bei dem Privatgefecht in einer Waldhütte in Idaho getötet. Es folgte das 51-tägige Waco-Inferno im März/April 1993. In dem texanischen Ort kamen an die 80 Anhänger von David Koresh, einem Führer der sogenanten "Branch Davidians" bei einem mehrtägigen Gefecht mit der Staatspolizei ums Leben. Das Sektenzentrum wurde - vermutlich von den Eingeschlossenen selber - niedergebrannt.

McVeigh war nach Waco gereist, um sich die bürgerkriegsähnlichen Zustände aus nächster Nähe anzuschauen. "Tim McVeigh glaubte, dass die Bundesregierung hier 76 Leute, darunter 30 Frauen und 25 Kinder exekutiert habe - und er war nicht allein mit dieser Meinung." So sein Verteidiger Stephen Jones zu Beginn des McVeigh-Verfahrens.

Der Ex-Soldat sah sich zum Krieg gegen die Regierung aufgerufen. Er sammelte alle möglichen Waffen und versteckte sie in seinem Keller - stets auf der Hut und voller Misstrauen, angegriffen zu werden.

"Ich glaube, er fürchtete, dass eines Tages ein Nuklear-Schlag oder etwas in der Art über ihn hereinbrechen würde", so sein Vater, William McVeigh, in einem Special Report des Senders ABC. "Ich denke wirklich, er war zu allem bereit."

Einer seiner Kriegs-Kameraden teilte diese paranoide Furcht - und wurde zu einem engen Freund: Terry Nichols, der sich erst mit 33 Jahren freiwillig rekrutieren ließ.

Nachdem McVeigh seinen Dienst quittiert hatte, zog er zuerst auf Nichols Farm in Michigan. Von dort in den Wohnwagen eines anderen Kumpels, Michael Fortier, nach Kingman, Arizona. Er verkaufte Waffen und beschwerte sich darüber, dass die Regierung zuviel Kontrolle ausübe.

"Amerika nähert sich seinem schrecklichen Untergang", schrieb er einem Lokalblatt, dem "Lockport Union Sun and Journal". "Müssen wir erst unser Blut vergießen, um das System zu verändern?"

Er hat dann zwei jahre später ganz auf sich gestellt das Waco-Debakel rächen wollen, indem er das Oklahoma-City-Building in die Luft jagte.

McVeigh habe dazu "einen Ryder Truck von einem Lastwagen in eine gigantische tödliche Bombe umgebaut", so der Staatsanwalt Joseph Hartzler in dem McVeigh-Prozess. "Der Wagen war das Symbol eines Willens, es ganz Amerika zu zeigen. Mit Gewalt und Terror."

Nach der Verkündung des Todesurteils gegen ihn, erhob sich Mcveigh und zitierte einen früheren Bundesrichter des Supreme Courts, des obersten amerikanischen Gerichts, Justice Brandeis: "´Unsere Regierung ist der mächtige, überall anwesende Lehrer. Im Guten wie Schlechten geht er dem Volk mit seinem Beispiel voran.´ Mehr habe ich nicht mehr zu sagen."

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