Wahltag in den USA:Das Rennen hat begonnen

Vor kurzem öffneten die ersten Wahllokale an der Ostküste. Schon in der Nacht könnte sich zeigen, in welche Richtung die Kongresswahlen gehen - und ob die jüngsten Prognosen eintreffen.

Die meisten der umkämpften Wahlbezirke liegen östlich des Mississippi, wo die Wahllokale früh schließen. Wenn es einen klaren demokratischen Sieg geben wird, dann wird dies relativ schnell deutlich werden.

Bush, AP

George W. Bush und seine Frau Laura im texanischen Crawford

(Foto: Foto: AP)

Die Rennen in Virginia, Rhode Island und New Jersey dürften den Trend für den Senat zeigen. Für die Wahlen zum Repräsentantenhaus gelten die Ergebnisse in Indiana, Kentucky und Florida als die entscheidenden Trendsetter für die Mehrheit in dieser Kammer.

Bush wählt in Texas

Fernab von Washington haben US-Präsident George W. Bush und First Lady Laura während der Kongresswahl in ihrem texanischen Heimatort Crawford ihre Stimmen abgegeben.

Der Präsident, in Jeans und dunkler Windjacke, forderte die Wähler zu reger Beteiligung auf: "Egal, welcher Partei Sie angehören, oder auch wenn Sie keiner angehören - erfüllen Sie ihre Pflicht, gehen Sie zur Wahl, dann wird Ihre Stimme gehört werden", sagte Bush. "Wir leben in einer freien Gesellschaft, und unsere Regierung ist nur so gut, wie die Bereitschaft unseres Volkes, an ihr teilzuhaben."

Der Präsident wollte noch am Dienstag in die Hauptstadt zurückfliegen, um den Ausgang des Urnengangs zu verfolgen.

Zuversicht bei Republikanern

Präsident George W. Bush und sein politischer Chefstratege Karl Rove verbreiten immer wieder ihre Zuversicht, dass die Republikaner sich dem historischen Trend widersetzen und ihre Mehrheiten im Kongress behaupten können. Die Demokraten setzen darauf, dass eine antirepublikanische Welle durch das Land geht.

Alle 435 Sitze im Repräsentantenhaus stehen zur Wahl sowie 33 der 100 Sitze im Senat. Aber beide große Parteien haben ihre Hochburgen, in denen die Amtsinhaber entweder keinen oder zumindest keinen ernstzunehmenden Gegenkandidaten haben. Die Kontrolle über den Kongress entscheidet sich so in ein paar Dutzend Wahlkreisen, die entsprechend hart umkämpft sind.

Für die Mehrheit im Repräsentantenhaus, die die Demokraten 1994 verloren, müssen sie 15 Sitze hinzugewinnen. Im Senat fehlen ihnen sechs Sitze. Die Richtung im Senat könnte schon Virginia zeigen, wo die Wahllokale um 19 Uhr schließen (1 Uhr Mittwoch MEZ). ´ Dort galt der republikanische Amtsinhaber George Allen lange Zeit als gesetzt. Inzwischen ist dort aber James Webb, der zu den Demokraten übergetretene frühere Marineminister von Ronald Reagan, zu einem ernsthaften Konkurrenten geworden.

Florida im Blickpunkt

"Wir wissen schon viel mehr, wenn wir den Ausgang in Virginia kennen," sagt Bernadette Budde vom Industrie-Lobbyverband BIPAC. "Wenn Allen verliert, dann weiß ich nicht, ob die Republikaner noch ein Patt im Senat erreichen können." Die Demokraten hoffen, dass sie auch Pennsylvania und Ohio erobern können, vielleicht auch Tennessee oder Arizona.

Im Repräsentantenhaus schlägt die Stunde der Wahrheit auch schon um 19 Uhr (1 Uhr Mittwoch MEZ), wenn die Wahllokale in Indiana und Kentucky schließen. Sollten sich die Demokraten dort in den traditionell republikanisch wählenden Bezirken durchsetzen, dann steht zu erwarten, dass sie auch im liberalen Nordosten Erfolg haben, wo derzeit noch gemäßigte Republikaner die Mandatsträger sind.

Einige Analysten konzentrieren sich aber auf Florida, wo derzeit 18 der 25 Sitze zum Repräsentantenhaus von Republikanern gehalten werden. Die Republikaner selbst wiederum bauen auf Georgia, wo sie sich Hoffnungen machen, zwei Sitze von den Demokraten erobern zu können.

Tritt dies ein, dann werden die Rechnungen alle noch etwas schwieriger und es könnte doch noch eine lange Wahlnacht werden.

Nach einer von USA Today in Auftrag gegebenen Umfrage des Gallup-Instituts wollen 51 Prozent der Wähler Demokraten und 44 Prozent Republikanern ihre Stimme geben. Der Wahlausgang wird auch darüber entscheiden, wie unangefochten US-Präsident George W. Bush seine Politik in den letzten beiden Amtsjahren fortsetzen kann.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: