Wahlkampf:SPD-Brandenburg nennt Lafontaine nicht länger "Hassprediger"

In einem Brief an ihre Mitglieder hatten die Genossen Lafontaine auf eine Stufe mit islamistischen Volksverhetzern gestellt. Dafür hagelte es Kritik - auch aus den eigenen Reihen. Jetzt zog Brandenburgs SPD die Bezeichnung zurück.

"Das war ein Fehler", sagte Landesgeschäftsführer Klaus Ness am Montag der dpa in Potsdam. Man werde die Formulierung in der Auseinandersetzung mit "Lafontaines demagogischer Polemik" nicht weiter verwenden.

Wahlkampf: Wurde von seine ehemaligen Genossen als "Hassprediger" tituliert - Oskar Lafontaine.

Wurde von seine ehemaligen Genossen als "Hassprediger" tituliert - Oskar Lafontaine.

(Foto: Foto: AP)

Die Brandenburger SPD hatte in einem Schreiben an ihre Mitglieder Tipps für den Umgang mit der neuen Linkspartei gegeben. In dem Brief an die SPD-Mitglieder heißt es: "Für den Hassprediger Lafontaine und seine Geistesverwandten sind Reformpolitiker, die sich um die Erneuerung Deutschlands bemühen, grundsätzlich nur "Lügner und Betrüger".

Die so genannte Argumentationshilfe war von Brandenburgs SPD-Geschäftsführer Klaus Ness an Parteimitglieder versendet worden.

Zudem wirft die SPD in Brandenburg dem Linksbündnis und Lafontaine "Deutschtümelei" vor. Lafontaine hetze gegen "Fremdarbeiter" und befürworte die Folter. Das seien keine "Ausrutscher, das habe System", heißt es.

Der PDS- Vorsitzende Lothar Bisky wies am Sonntag die Kritik am WASG- Spitzenkandidaten Lafontaine zurück. Gregor Gysi (PDS) warnte davor, mit Hass über Lafontaine herzufallen.

"Drohender Machtverlust raubt die politische Vernunft"

Der Brandenburger SPD-Bundestagsabgeordnete Peter Danckert hält den Begriff "Hassprediger" für "unangebracht". Danckert verteidigte am Sonntag in Potsdam allerdings die Kritik an Lafontaine: "Wir müssen uns mit den populistischen Äußerungen von Gysi und Lafontaine auseinander setzen." Der Wahlkampf nehme offenbar an Schärfe zu.

Brandenburgs PDS-Vorsitzender Thomas Nord sagte: "Der drohende Machtverlust in Berlin raubt den Brandenburger Sozialdemokraten offenbar den letzten Rest politischer Vernunft."

Der Sprecher der Ost-SPD, Stephan Hilsberg, kritisierte im Tagesspiegel am Sonntag, Vokabeln wie "Hassprediger" führten nur zu Solidarisierungseffekten. "Man kann den Teufel nicht mit dem Beelzebub austreiben."

"Argumentative Manndeckung"

Brandenburgs Ministerpräsident und SPD- Vorsitzender Matthias Platzeck hatte zuletzt gefordert, Lafontaine in "argumentative Manndeckung" zu nehmen.

Beschimpfungen reichten nicht aus, um der PDS und Lafontaine "die Maske vom Gesicht zu reißen", sagte Hans-Joachim Hacker, stellvertretender Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion, dem Tagesspiegel am Sonntag.

Juso-Chef Björn Böhning sagte der Zeitung, Parolen dürften nicht mit Parolen bekämpft werden. "Lafontaine kann man nur stellen, wenn man die Konzeptionslosigkeit hinter seinen Parolen aufdeckt."

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