Wahlkampf:Instinktsicher

Julia Klöckners Absage an das Fernseh-Duell ist richtig.

Von Jan Heidtmann

Der richtige Instinkt ist vermutlich das, was aus einem soliden Politiker einen richtig guten macht. In Rheinland-Pfalz ist, was den Instinkt angeht, kurz vor der Landtagswahl zweierlei zu beobachten: Ministerpräsidentin Malu Dreyer hat er offenbar verlassen. Und Julia Klöckner, Spitzenkandidatin der CDU, bringt die Punkte mit sicherem Instinkt nach Hause.

Weil SPD und Grüne der AfD keine Bühne geben wollten, haben sich deren Spitzenkandidaten einem Fernsehduell mit Vertretern der Rechtspopulisten versagt. Ein doppelter Fehler, wie sich jetzt zeigt: Statt die AfD zu marginalisieren, wird sie so noch aufgewertet. Außerdem haben die Regierungsparteien der Opposition ein wunderbares Geschenk gemacht. Das hat Julia Klöckner nun ausgepackt. Ihre Absage an ein TV-Duell, zu dem nur SPD, Grüne und CDU zugelassen sein sollten, ist so effektvoll, weil sie richtig ist.

Fraglich ist die Motivation von Julia Klöckner, die immer wieder durch populistische Vorstöße auffällt. Vor einem guten Jahr war es das Burka-Verbot, das sie sich nach ersten zustimmenden Reaktionen mehr und mehr zu eigen machte. Im vergangenen Herbst war es das Gesetz zur Integrationspflicht, das sie einforderte - noch so ein Quotenbringer. Es wäre interessant, ein paar echte Überzeugungen von Julia Klöckner kennenzulernen. Denn der richtige Instinkt allein macht eben auch noch keinen guten Politiker.

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