Wahlkampf in den USA:Diebe stehlen Computer von Romney-Mitarbeitern

Gezielter Datenklau oder Gelegenheitsdiebstahl? Aus einem Wahlkampf-Auto des republikanischen Präsidentschaftsbewerbers Mitt Romney sind Computer mit möglicherweise vertraulichen Informationen gestohlen worden. Muss Romney sich jetzt Sorgen machen?

Friederike Zoe Grasshoff

Aus einem Wahlkampf-Auto von Mitt Romney wurden in der vergangenen Woche zwei Laptops und zwei iPads geklaut. Womöglich sind auf den Computern vertrauliche Daten gespeichert.

Mitt Romney

Gezielte Attacke oder Zufall? Dem Wahlkampfteam von Mitt Romney sind Computer mit vertraulichen Informationen abhanden gekommen.

(Foto: AP)

Zwei Mitarbeiter aus dem Wahlkampfteam des Republikaners waren mit einem Mietwagen in der kalifornischen Stadt San Diego unterwegs. Während die Wahlhelfer beim Abendessen saßen, stahlen die Daten-Diebe nach Informationen der Huffington Post neben den Computern noch einen Aktenkoffer und zwei Handfunkgeräte.

Die Rechner gehörten offenbar den beiden Mitarbeitern des Politikers. Nach eigenen Aussagen hatten sie ihr Auto spätabends gegen halb zehn in der Tiefgarage eines Einkaufzentrums abgestellt - zwei Stunden später waren Aktenkoffer, Computer und Funkgeräte verschwunden.

Aufbruchsspuren wurden nach Angaben der Polizei nicht festgestellt. Unklar sei jedoch, ob der Geländewagen abgeschlossen war, oder ob der Täter die Türverriegelung austricksen konnte. Ebenso ungeklärt ist bisher, ob die Diebe Romneys Wahlkampfauto gezielt plünderten, es also auf die Daten auf den Computern abgesehen hatten - oder ob sie zufällig den Wagen der Romney-Mitarbeiter erwischten.

Das Team des Republikaners gibt sich jedenfalls betont gelassen: Eine "bedauerliche Unannehmlichkeit" nannte Sprecherin Andrea Saul den Vorfall, sagte aber, dass man sich wegen einer möglichen Veröffentlichung vertraulicher Informationen keine Sorgen mache. Im Romney-Lager gehe man nicht davon aus, dass die Computer aus politischen Gründen gestohlen worden seien.

Auch Carl Lugnar, Professor für Politikwissenschaft am San Diego Mesa College, sagte der Website von The Telegraph zufolge, dass der Diebstahl "Zufall" sein könne. Schmutzige Tricks seien allerdings in der amerikanischen Politik keine Seltenheit. Immer wieder bringen Daten-Pannen oder die ungewollte Veröffentlichung von Informationen Politiker in Bedrängnis:

[] Daten-Skandale haben in den USA eine lange Geschichte. Im Gedächtnis ist vor allem die Watergate-Affäre geblieben, bei der 1972 fünf Männer im damaligen Hauptquartier der Demokratischen Partei einbrachen und verhaftet wurden, weil sie versucht hatten Wanzen zu installieren und Dokumente zu fotografieren. Die Spur führte ins Weiße Haus, wo sich ein Geflecht von Bespitzelungen und Gesetzeswidrigkeiten rund um Richard Nixon auftat. Der Präsident trat zurück - und kam so dem Amtsenthebungsverfahren zuvor.

[] Besonders peinlich wurde es im vergangenen Sommer für die Fettnäpfchen-Königin Sarah Palin, als der Bundesstaat Alaska den E-Mail-Verkehr aus ihrer Amtszeit als Gouverneurin veröffentlichte. So wurde beispielsweise publik, dass Palin eine Rede von Barack Obama über Umweltpolitik "ziemlich cool" fand.

[] Nicht nur in den USA kommt es immer wieder zu Daten-Unfällen: Vor allem Großbritannien ist bekannt für kleinere und größere Datenpannen. So ließ ein Mitarbeiter des britischen Verteidigungsministeriums im Jahr 2001 einen Laptop mit geheimen Regierungsdateien in einem Taxi liegen, darunter Informationen über ein neues Waffensystem.

Regierungsdaten jedenfalls, davon kann man wohl ausgehen, die wird man auf den Computern des Präsidentschaftsbewerbers nicht finden.

Mit Material von dpa

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