Wahlkampf in Australien:Schmutzige Tricks

Zwei Mitglieder der australischen Regierungspartei haben gefälschte Flugblätter verteilt, die die Labor-Opposition in die Ecke von Islamisten rückt. Premierminister Howard will damit nichts zu tun haben.

Australiens regierende liberale Partei ist wenige Tage vor der Parlamentswahl wegen eines schmutzigen Wahlkampftricks weiter unter Druck geraten. Zwei Parteimitglieder hatten gefälschte Flugblätter verteilt, die die oppositionelle Laborpartei in die Ecke muslimischer Extremisten rückte. Premierminister John Howard distanzierte sich am Donnerstag sofort davon: Weder seine Partei noch er hätten im Vorfeld Kenntnis davon gehabt.

Wahlkampf in Australien

Das Flugblatt, das im Wahlbezirk Lindsay in Sydney verteilt wurde

(Foto: Foto: AFP)

In dem wichtigen Wahlbezirk Lindsay in Sydney, um dessen Erhalt die Liberalen bei der Abstimmung am Samstag kämpfen, kursierten die Flugblätter, die angeblich von einer muslimischen Organisation stammten. Darauf wurde der Labor-Partei für die Unterstützung der Bomber von Bali gedankt, die 2002 auf der indonesischen Urlaubsinsel 202 Menschen, unter ihnen 88 Australier, getötet hatten.

Zu einer Beteiligung an der Rufmordkampagne bekannten sich die Ehemänner der liberalen Abgeordneten aus Lindsay, Jackie Kelly und ihrer möglichen Nachfolgerin Karen Chijoff. Die beiden Liberalen versuchten zunächst, die Flugblattaktion als Scherz abzutun. Inzwischen entschuldigten sich beide.

"Eine abscheuliche Sache, dies zu sagen"

Howards Liberale Partei liegt mit ihrem kleinen Koalitionspartner seit Monaten in den Umfragen weit zurück. Alle Analysen deuten auf einen Labor-Sieg hin. Die Wahl findet am Samstag statt. Die ersten Wahllokale öffnen am Freitag um 22 Uhr MEZ. Labor lag nach einer Analyse der Zeitung Australian zuletzt in der Gunst der Wähler bei 47 Prozent, die Regierungskoalition bei 40 Prozent.

"So etwas hat in meinem Wahlkampf keinen Platz", kommentierte Howard die Flugblattaktion, "damit will ich nichts zu tun haben." Die beiden Liberalen wurden aus der Partei ausgeschlossen. "Ich glaube nicht, dass die australische Labor-Partei jemals Sympathien für die Anschläge auf Bali hatte, und ich fand, es war eine abscheuliche Sache, dies zu sagen", betonte der Premier.

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