Wahlfälscher im Kongo:"614 Prozent" für den Staatschef

Bislang sind zwar erst ein Zehntel der Stimmen ausgezählt, doch der Sieg von Staatschef Kabila zeichnet sich ab. Derweil machen junge Leute mit gefälschten Endergebnissen Geschäfte.

Bei der Auszählung der Wählerstimmen im Kongo hat die Polizei mindestens vier Wahlhelfer festgenommen, die beim Fälschen von Auszählungsergebnissen ertappt worden sind.

Wahlfälscher im Kongo: Wählerin im Kongo mit ihrem Stimmzettel

Wählerin im Kongo mit ihrem Stimmzettel

(Foto: Foto: dpa)

Unter ihnen sei eine junge Frau, hieß es bei Gericht. Die Verdächtigen seien am Vortag in der Hauptstadt Kinshasa verhört worden. Sie hätten in einem Wahlbüro in Kinshasa gearbeitet und seien dort "auf frischer Tat" ertappt worden, wie sie Ergebnisse gefälscht hätten.

Der Vorsitzende der unabhängigen Wahlkommission sagte auf Anfrage nur, es sei eine Ermittlung eingeleitet worden. Erste Teilergebnisse der Wahl im Kongo deuten darauf hin, dass Amtsinhaber Joseph Kabila gewinnt. Auf ihn entfielen 48 Prozent der bislang ausgewerteten 2,1 Millionen Stimmen. Sein wichtigster Herausforderer, Vizepräsident Jean-Pierre Bemba, kam auf etwa 20 Prozent, wie die Wahlkommission erklärte.

Weil der Auszählung der Stimmzettel vom 30. Juli so lange dauert - am Freitag war noch nicht einmal ein Zehntel ausgezählt - machen findige junge Leute in Kinshasa mittlerweile ein Geschäft mit erfundenen "Endergebnissen".

Auf dem Matonge-Platz stehen Dutzende Händler, die für ungefähr 50 kongolesische Francs (0,09 Eurocent) mehr schlecht als recht kopierte Zettel mit den angeblichen Ergebnissen verkaufen.

Nicht nur, dass die Zahlen von Händler zu Händler höchst unterschiedlich sind und auch der Sieger variiert - tatsächlich war dort auch zu lesen, dass Kabila mit "614 Prozent" der Stimmen gewonnen habe. Einer der jungen Männer sagte, er habe schon mehr als 250 Zettel verkauft.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: