Wahl in Frankreich:Juppé würde statt Fillon kandidieren - und hätte größere Chancen

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  • Ex-Premier Alain Juppé würde den konservativen Präsidentschaftskandidaten François Fillon ersetzen, wenn dieser sich aus dem Wahlkampf zurückzieht.
  • Fillon gerät wegen der Scheinbeschäftigung mehrerer Familienmitglieder zunehmend unter Druck. Bisher hält er an seiner Kandidatur fest.
  • Juppé war Fillon bei der Vorwahl der Republikaner im November klar unterlegen.
  • Immer mehr Unterstützer werden sich von Fillon ab - zuletzt auch sein Wahlkampfleiter.

Der frühere französische Premierminister Alain Juppé würden den konservativen Präsidentschaftskandidaten François Fillon nach dessen möglichem Rückzug ersetzen. Das verlautete am Freitag aus Juppés Umfeld. Gleichzeitig veröffentlicht France Info eine Umfrage, wonach der Ex-Premier eine deutlich größere Chance auf einen Sieg hätte als der aktuelle Kandidat.

Fillon, der sich bei den bürgerlichen Vorwahlen im vergangenen Jahr gegen Juppé durchgesetzt hatte, ist mittlerweile tief in eine Scheinbeschäftigungsaffäre verstrickt. Er soll seine Frau und zwei seiner Kinder für Arbeit in seinem Büro bezahlt haben, die sie nie geleistet haben.

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Fillon, der nach seiner Nominierung als Favorit für die Präsidentschaftswahl gehandelt wurde, liegt in aktuellen Umfragen inzwischen mit nur noch 19 Prozent auf dem dritten Platz. Juppé würde laut France Info auf 26,5 Prozent kommen. Damit läge er im ersten Wahlgang vor allen anderen Kandidaten.

Alain Juppé, der Bürgermeister von Bordeaux, scheint nun gewillt, im Fall eines Rückzugs von Fillon die Kandidatur für die Konservatien zu übernehmen. Allerdings nannte er dafür auch eine Bedingung: Seine Partei, Die Republikaner (vormals: UMP), müsste ihn einstimmig unterstützen.

Im November 2016 hatte Fillon überraschend gewonnen

Juppé war im November 2016 bei den erstmals öffentlich abgehaltenen Vorwahlen des bürgerlichen Lagers überraschend dem Außenseiter Fillon unterlegen. In der Stichwahl hatte Ex-Premierminister François Fillon mit 66,5 Prozent klar gewonnen. Der wertkonservative Fillon hat sich mit einem für französische Verhältnisse ungewohnt radikalen wirtschaftsliberalen Programm profiliert. An der Abstimmung beteiligten sich mehr als vier Millionen Wahlberechtigte.

Danach allerdings entzauberte sich Fillon schnell. Der praktizierende Katholik versprach moralische Integrität - mittlerweile ermittelt die Justiz gegen ihn. Seine Glaubwürdigkeit ist am Ende. "Ich werde mich nicht zurückziehen", sagt Fillon trotzdem.

Während sich Fillon noch kämpferisch gibt, schwindet bei seinen Mitstreitern die Unterstützung. Nachdem sich schon sein Schatzmeister aus dem Wahlkampfteam zurückgezogen hatte, trat nun auch Thierry Solère als Sprecher zurück. Ebenso verabschiedet hat sich Wahlkampf-Leiter Patrick Stefanini. Der Zeitung Libération sagte er am Freitagabend sein Rückttritt sei "unwiderruflich". Zudem rief die frühere Ministerin Nadine Morano den ehemaligen Premierminister auf, sich aus dem Rennen um die Präsidentschaft zurückzuziehen. Bislang hatte sie Fillons Kandidatur unterstützt.

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Die Union des démocrates et indépendants (UDI) hat Fillon ebenfalls die Unsterstützung versagt. Der Präsident des Mitte-rechts Parteibündnis, Jean-Christoph Lagarde, fordert die Republikaner auf "den Kandidaten auszuwechseln". Fillon sei eine "Gefahr für den politischen Wechsel und damit auch für Frankreich geworden", wird er von Le Monde zitiert.

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