Wahlen im Kosovo:Kosovo: Ehemaliger Paramilitär siegt bei Parlamentswahl

Wahlen im Kosovo: Der ehemalige Kommandeur der UÇK, Ramush Haradinaj, soll erneut Ministerpräsident werden.

Der ehemalige Kommandeur der UÇK, Ramush Haradinaj, soll erneut Ministerpräsident werden.

(Foto: AP)
  • Ein Bündnis aus ehemaligen Rebellen und Paramilitärs ist bei den Wahlen im Kosovo am Sonntag mit 35 Prozent der Stimmen zur stärksten Kraft geworden.
  • Der ehemalige Kommandeur der "Befreiungsarmee des Kosovo" (UÇK), Ramush Haradinaj, soll erneut Ministerpräsident werden.
  • Haradinaj wurde 2005 vom Internationalen Strafgerichtshof wegen Verbrechen während des Kosovokrieges angeklagt, aber aus Mangel an Beweisen freigesprochen.

Ein Bündnis von Parteien ehemaliger albanischstämmiger Rebellenkommandeure hat die Parlamentswahl im Kosovo gewonnen. Das Bündnis erreichte am Sonntag etwa 35 Prozent der Stimmen.

Der Sieg sei überzeugend, sagte der Spitzenkandidat des Bündnisses der Ex-Rebellen, Ramush Haradinaj, der als Ministerpräsident nominiert wurde. Haradinaj ist ehemaliger Kommandeur der Untergrundarmee der Kosovo-Albaner "Ushtria Çlirimtare e Kosovës" (Befreiungsarmee des Kosovo), kurz UÇK. Er würde das Amt nicht zum ersten Mal bekleiden. Haradinaj war bereits von Dezember 2004 bis März 2005 Ministerpräsident des Kosovo.

Haradinaj wurde 2005 vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal wegen mutmaßlicher Verbrechen während des Kosovokriegs angeklagt, dann allerdings aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Fast alle Belastungszeugen starben vor Ende des Prozesses unter mysteriösen Umständen.

Schwierige Aufgaben für das Kabinett

Um die 120 Sitze bewarben sich Kandidaten von 19 Parteien, fünf Koalitionen und zwei Bürgerinitiativen. Sie alle versprechen Wirtschaftswachstum und größere Reisefreiheit für die Bürger. 20 Parlamentssitze sind für Serben und andere Minderheiten reserviert. Die Wahlbeteiligung lag bei etwa 42 Prozent. Das endgültige Ergebnis der Wahl wird im Laufe der Woche erwartet.

Das neue Kabinett sieht sich einigen schwierigen Aufgaben gegenüber, darunter auch ein Abkommen mit Montenegro über den Grenzverlauf zwischen den beiden Ländern. Eine entsprechende Abmachung mit dem Nachbarland wurde zwar 2015 unterzeichnet, ist aber ebenso wenig umgesetzt worden wie Autonomiezusagen an die Serben im Land.

Die ehemalige serbische Provinz Kosovo hatte sich 2008 für unabhängig erklärt. Inzwischen haben 114 Staaten den Kosovo anerkannt. Serbien erhebt formal weiterhin Anspruch auf den Kosovo.

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