Wahldebakel der Linken in NRW:Lafontaine in der Klemme

Sein Plan ist nicht aufgegangen: Eigentlich wollte sich Oskar Lafontaine nach den verlorenen Landtagswahlen in Schleswig-Holstein und NRW als Retter rufen lassen. Stattdessen wird er für die katastrophale Lage verantwortlich gemacht. Jetzt muss Lafontaine sich entscheiden.

Daniel Brössler, Berlin

In der Aufzählung jener Politiker, für die sich mit der Wahl in Nordrhein-Westfalen eine unangenehme Zäsur verbindet, darf auf keinen Fall Oskar Lafontaine fehlen. Schon möglich, dass in der siechen Linken nun neue Funktionen auf den Saarländer warten. Sicher aber ist, dass er einen schönen Posten los ist: den als Übervater seiner Partei.

Oskar Lafontaine

Kein Ende der Grübelei: Oskar Lafontaine muss sich entscheiden, welche Rolle er in seiner Partei übernehmen will. Hier sinniert er auf dem Bundesparteitag im Oktober in Erfurt.

(Foto: dapd)

Er selbst hat Freund und Feind in der Linken in eine monatelange Spannung versetzt, die er nach dem absehbaren Wahldebakel auflösen muss. Lafontaine wird endlich sagen müssen, ob er wieder als Vorsitzender und oder als Spitzenkandidat zur Verfügung steht. Seine informelle Regentschaft von der Saar aus aber ist in jedem Fall beendet.

Lafontaines eigentlicher Plan war es, sich nach den verlorenen Landtagswahlen in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen als Retter rufen zu lassen. Dafür sprach, dass Lafontaine zu den wenigen republikweit publikumswirksamen Köpfen der Partei zählt. Nun aber erlebt der Saarländer, wie er und sein fundamentaler Abgrenzungskurs zur SPD für die katastrophale Lage der Partei im Westen in Haftung genommen werden. Seine innerparteilichen Gegner hat Lafontaine nie besonders geschätzt, womöglich hat er sie unterschätzt.

Dem Saarländer bleibt nun nichts als die Suche nach einem - vermutlich faulen - Kompromiss mit den Reformern oder ein Machtkampf mit seinem Kontrahenten Dietmar Bartsch auf offener Bühne. Lafontaine könnte auch auf Vorsitz und Spitzenkandidatur verzichten - und womöglich seine persönliche wie politische Partnerin Sahra Wagenknecht allein in die Schlacht schicken. Eines haben alle Varianten gemein: Sie können Lafontaine nicht gefallen.

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